Aus zwei Grundwasserbrunnen können nun je 50 Sekundenliter hochwertiges Trinkwasser gefördert werden
Seit mehreren Monaten laufen in Kematen in der Nähe des Einsatzzentrums die Bohrarbeiten für zwei Grundwasserbrunnen. Wegen der geologisch schwierigen Beschaffenheit dauerten die Bohrarbeiten länger als geplant. Demnächst kann die so genannte Endteufe (Fachjargon) gefeiert werden. „Brunnen I“ ist bereits abgeteuft, „Brunnen II“ kann in wenigen Tagen hochwertiges Trinkwasser liefern. Als nächstes Projekt steht eine Ringleitung zum Gewerbegebiet Nord an, die mit dem Wasser aus den beiden Brunnen gespeist wird. In weiterer Folge sollen dann die Quellstuben im Gebiet der Kemater Alm und die sieben Kilometer lange Druckwasserleitung ins Tal saniert bzw. erneuert werden.
Die Quellstuben im Bereich der Kemater Alm und die ins Tal führende Druckwasserleitung sind veraltet und dringend sanierungsbedürftig. Auch die beiden Gemeinden Grinzens und Völs beziehen einen Teil ihres Trinkwassers
aus den Kemater Quellstuben. Um mit den Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen starten
zu können, muss zuerst die Trinkwasserversorgung in Kematen abgesichert werden. Deshalb hat sich der Gemeinderat vor einigen Jahren zum Bau der beiden Grundwasserbrunnen entschlossen. Der 112 Meter tiefe „Brunnen I“ oberhalb des Einsatzzentrums ist bereits abgeteuft, am 115 Meter tiefen „Brunnen II“ laufen derzeit die Abdichtungs- und Spülarbeiten. Christian Kostrouch von der „K+U Umwelttechnik, Labor und Hydrologie GmbH“ in Innsbruck, der das Trinkwasserprojekt überwacht, wird sich endgültig den Schweiß von der Stirn wischen können, wenn die beiden Pumpen, die je 50 Sekundenliter Qualitätstrinkwasser aus den beiden Tiefbrunnen pumpen, zu laufen beginnen. „Wir wurden während der Bohrarbeiten vor Herausforderungen gestellt, die wir so niemals erwartet hätten. Massive Probleme bereitete uns vor allem der zweite Brunnen. Für die Laufmeter, die wir
in einer Woche bei den Bohrungen für den ersten Brunnen brauchten, mussten wir beim zweiten Brunnen einen Monat Zeit aufwenden. Zu schaffen machte uns vor allem der Gesteinsverband in der Tiefe. Die runden Granitsteine konnten vom Greifer kaum gefasst werden, das Gestein wurde beim Bohren anstatt zu tage gefördert vor dem Bohrkopf nach unter geschoben. Plötzlich ging dann gar nichts mehr, wir glaubten, dass der Bohrkopf unerwartet auf das Grundgebirge gestoßen ist. Ein Spezialunternehmen aus Norddeutschland führte daraufhin seismologische Messungen durch, die zweifelsfrei bestätigten, dass der vorangeschobene Gesteinsverband ein Weiterkommen verhinderte. Erst mit einer speziell angefertigten Bohrvorrichtung
konnte das Problem in Griff bekommen werden“, erläutert Kostrouch.
RINGLEITUNG. Sobald auch aus dem „Brunnen II“ Wasser entnommen werden kann, sollen die Bauarbeiten für die rund eineinhalb Kilometer lange Ringleitung, die in den Gewerbepark Nord (Technologiepark, Marsoner-Areal) führt, gestartet werden. „Mit der Ringleitung sichern wir im Gewerbegebiet den Trink-, Nutz- und Löschwasserbedarf ab. Die Gesamtkosten für die beiden Trinkwasserbrunnen und die Ringleitung belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro. Wie hoch die Kosten für die Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen der Quellstuben und der Druckleitung im bzw. aus dem Gebiet der Kemater Alm sind, kann Häusler noch nicht sagen. „Dieses Projekt muss erst ingenieurmäßig analysiert und geplant werden. Dann kann eine grobe Kostenschätzung erstellt werden. Um das Projekt endgültig
auf Schiene bringen zu können, müssen auch noch Gespräche mit der zuständigen Behörde des Landes Tirol sowie mit den Gemeinden Grinzens und Völs geführt werden. Die beiden Gemeinden beziehen nämlich einen Teil ihres Trinkwassers aus den Kemater Quellen“, schildert der Kemater Bürgermeister.

„K+U“-GF Christian Kostrouch (r.) und Geologe Federico Faoro mit einem aus dem Gebiet des Julierpasses (CH) stammenden Juliergranit, mit dem bestätigt wird, dass im Bereich der beiden Tiefbrunnen vor vielen Jahrtausenden der Inn geronnen ist bzw. ein Gletschergeschiebe stattgefunden hat. RS-Fotos: Schnöll

Die so genannte „Meterkiste“, in der von jedem Bohrmeter Material gelagert ist. RS-Foto: Schnöll
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