Von Beatrice Hackl
Die Corona-Krise hat die Reisebranche mit voller Wucht getroffen. Auch die Reisebusse der Fima „Dietrich Touristik“ mussten ab Mitte März notgedrungen in den Garagen bleiben. „Einschränkungen und Grenzschließungen, das alles hat sich rasch entwickelt. Unsere Hauptpartner wurden für die Saison bereits bezahlt. Auf diesen Kosten bleiben wir sitzen. Das ist nun einmal so und wir müssen das als gegeben hinnehmen“, berichtet Betriebsleiter Oliver Lair und unterstreicht, dass für das Familienunternehmen nichtsdestotrotz die Kundenseite erstrangig sei. „Das schwierige ist einfach, dass wir von Leistungspartnern nichts zurückerhalten. Wir aber im Gegensatz dazu den Kunden ihr Geld retournieren.“ Die ursprünglich von der Wirtschaftskammer und der Bundesregierung angedachte Reisebü-rosicherungsverordnung – die Reisegutscheine für Kunden vorsah – wurde seitens der EU abgelehnt. „Wir hatten es mit sehr vielen netten Kunden zu tun. Viele haben Verständnis gezeigt, insbesondere Stammkunden haben ihr Geld nicht zurückgefordert, sondern beabsichtigen stattdessen umzubuchen. Aber natürlich wollten viele ihr Geld auch wieder zurück. Was aus menschlicher Sicht absolut nachvollziehbar ist. Uns aber vor eine immense Herausforderung stellt. Immerhin haben wir nicht nur null Umsatz, sondern sogar mit einem Negativ-umsatz zu kämpfen. De facto hatten wir keine Buchungen, Kurzarbeit und jede Menge Stornierungen, die bearbeitet werden mussten. Es ergab sich also ein Personalaufwand für die Bearbeitung des Scherbenhaufens“, verdeutlich Lair die prekäre Lage.
STATUS QUO UND DIE ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN. Die ersten beiden Monate seinen besonders schlimm gewesen. Als sich die Meldungen Mitte Mai langsam besserten, seien auch wieder erste Anfragen eingegangen. „Es hat sich gezeigt, dass es wieder ein Klientel gibt, das sich nach Reisemöglichkeiten erkundigt und etwas machen möchte. Aber viele bleiben vorsichtig und erkundigen sich eher nach Weihnachten, Silvester sowie nach Reisen im kommenden Frühjahr. Mittlerweile haben wir basierend auf der aktuellen Situation ein neues Programm zusammengestellt, das wir in Kürze publizieren können. Darin enthalten sind Reisen ab August sowie eine Vorschau auf 2021. Auf etwaige Veränderungen der Gegebenheiten müssen wir künftig einfach situationselastisch reagieren.“ Eine verstärkte Flexibilität und etwas weniger Verbissenheit könne sich laut Lair generell positiv auf das Leben auswirken. Anstatt auf ganz oder gar nicht zu beharren, biete ein Mittelweg mit kleinen Abweichungen neue Möglichkeit – hinsichtlich einzelner Programmpunkte bei einer Reise sowie im Alltag.
ZURÜCKHALTUNG BEI NEUBUCHUNGEN. Die aktuelle Buchungslage liege laut Betriebsleiter Lair bei rund 25 Prozent des Üblichen. Die Anzahl der Anfragen sowie der Buchungen schwanke und weise eine Kohärenz mit Corona-immanenten Medienmeldungen auf. „Tagesfahrten sind momentan der Renner. Wir haben der Resonanz unserer Kunden Rechnung getragen und bieten auch Reisen in die Toskana beziehungsweise an den Gardasee an. Das Angebot für Österreichurlaube haben wir zum Beispiel auch ausgebaut, was gut angenommen wird“, weiß Betriebsleiter Oliver Lair. Auch beim Familienbetrieb „Idealtours“ zeichnet sich aktuell noch eine Zurückhaltung bei Buchungen ab. Im Sinne ihrer Kunden begeben sich die Inhaber selbst in diverse Destination, um sich vor Ort persönlich ein Bild zu machen und Interessenten aus erster Hand von der Lage beziehungsweise den Sicherheitsvorkehrungen und dergleichen berichten zu können. „Derzeit sind die Tiroler noch etwas zurückhaltend mit den Neubuchungen. Da es immer wieder Änderungen bei den nationalen Einreisebestimmungen – wie aktuell in Griechenland – gibt, sind die Kunden etwas vorsichtig“, so „Idealtours“-Geschäftsführer Christof Neuhauser und ergänzt: „Ich fliege diese Woche nach Griechenland, um mir ein Bild vor Ort zu machen und hoffe, dass ich dann viel Positives berichten und so unseren Kunden ihre Sorgen nehmen kann.“ Ab 12. Juli starten die „Idealtours“-Bäderbusse wieder wöchentlich an die kroatische und italienische Adria. Bereits zwei Tage früher starten ab Innsbruck die ersten Flieger an diverse Strände des Mittelmeers. Als erster Trend zeichnet sich ab, dass die Kunden sehr kurzfristig buchen, daher wird dieses Jahr sehr viele Last-Minute-Angebote geben. Auch steht die Eigenanreise hoch im Kurs. Vor allem an die italienische und kroatische Adria reisen die Tiroler mit dem eigenen Pkw an. „Wir waren letztes Wochenende in Jesolo und derzeit sind hauptsächlich italienische Urlauber anzutreffen, vereinzelt Österreicher und Deutsche“, berichtet Geschäftsführerin Susanne Neuhauser. „Die Hygieneempfehlungen und Maßnahmen stehen da an erster Stelle, so wird stets darauf geachtet, dass im Pool- und Strandbereich der Sicherheitsabstand eingehalten wird. Etwas voller wird es abends auf der Promenade, aber auch hier wird in den Geschäften darauf geachtet, dass ein Mund-Nasen-Schutz getragen wird und dass sich nur eine gewisse Anzahl an Personen in den Geschäften aufhalten“, verdeutlicht Neuhauser.
„Monatelang durften unsere Busse die Garage nicht verlassen. Ab Ende Juli können wir unsere Kunden wieder an ihre Ziele bringen“, freut sich Oliver Lair, Betriebsleiter von Dietrich Touristik.Fotos: Dietrich Touristik