Von Ewald Krismer
Auf drei Jahre anberaumt waren die Renaturierungsarbeiten der Gurgl auf einer Länge von 1,1 Kilometern aus Richtung Nassereith bis zum Tarrenzer Gewerbegebiet. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, nur bei Niedrigwasser arbeiten zu können. Beste Bedingungen ermöglichten aber eine frühzeitige Fertigstellung des Projekts. 1,8 Millionen Euro kostete das mit 800.000 Euro von der EU mitfinanzierte rund 50000 Quadratmeter große Naturschutzgebiet.
VIEL GELD FÜR SOLCHE PROJEKTE. Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe, zuständig für Umwelt und Natur, zeigte ihre Begeisterung über das Ergebnis des frühzeitig abgeschlossenen Naturschutzprojekts, das den einstmals dort lebenden typischen Gewässerbewohnern, Vogelarten und Pflanzen nun ermöglicht, sich wieder auf dem renaturierten Abschnitt ansiedeln zu können. Gleichzeitig signalisierte die grüne Politikerin, dass sie für solche Projekte noch Gelder zu Verfügung hätte – es in Tirol aber noch andere Gewässer gäbe, die einer Renaturierung bedürfen, weshalb sie offen ließ, ob und wie es mit der Gurgl Richtung Tarrenz weitergehe.
Walter Michaeler (r.) von der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol informierte die Landeshauptmann-Stellvertreter Ingrid Felipe und Josef Geisler über Wissenswertes und Besonderheiten des renaturierten Abschnitts der Gurgl.RS-Foto: Krismer
GESAMTKUNSTWERK GURGL UND RADWEG. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler sieht die Renaturierung der Gurgl zusammen mit dem nahegelegenen Radweg Via Claudia Augusta als ein „Gesamtkunstwerk, das neben der Notwendigkeit für die Tier- und Pflanzenwelt auch für erholungssuchende und radfahrende Einheimische und Gäste von immensem Nutzen ist“. Geisler lobte zudem die von den Bürgermeistern geleistete Überzeugungsarbeit und Verhandlungen mit den Grundeigentümern, die sich anfangs, so Nassereiths Bürgermeister Herbert Kröll, von der Idee nicht so begeistert zeigten und sich das auch nicht vorstellen konnten, sich letzten Endes aber dann doch positiv dazu bekannten. Eine Arbeit also, die der Tarrenzer Gemeindeführung noch bevorsteht, falls es zu einer weiterführenden Renaturierung der Gurgl kommt. Für Bürgermeister Rudolf Köll wäre das eine schöne und befriedigende Geschichte, war er doch auch an dem nun abgeschlossenen, sich vorwiegend auf Nassereither Gemeindegebiet befindenden Projekt maßgebend beteiligt.
GESCHICHTLICHES. Genau 110 Jahre ist die Gurgl auf einer Länge von fünf Kilometern vom Geschiebebecken „Birne“ in Nassereith bis zur Strader Brücke in Tarrenz – kanalisiert in eine schnurgerade verlaufende etwa vier Meter breite Rinne – durch das Gurgltal geflossen. Von 1900 bis 1910 dauerten damals die Verbauungsarbeiten. Bis dahin verlief die „Gurgel“ mäandrierend (bogenförmig geschwungene Windungen des Flussbetts) durch den sogenannten „Spiegelfreuder Morast“ (wo sich vormals der um 1460 angelegte und 1777 wieder trockengelegte „Spiegelfreuder See“ befand), wie aus der ersten Josephinischen Landesaufnahme von Tirol von 1801 bis 1805 ersichtlich ist. Grund für die totale Begradigung und Einengung der Gurgl war die Gewinnung landwirtschaftlich nutzbaren Bodens.
Das Bachbett der Gurgl ist wesentlich breiter und seichter und die Fließgeschwindigkeit geringer geworden. Mit gebotener Vorsicht dürfte es nun auch möglich sein, an heißen Tagen darin zu plantschen und sich zu erfrischen. RS-Foto: Krismer
Noch sind die Ufer steinig und kahl, aber nach und nach wird die Flora von ihnen Besitz ergreifen. Stellenweise sind bereits Bäume und Sträucher gepflanzt, welche die Renaturierung irgendwann vollenden werden. RS-Foto: Krismer