Von Samira Schlatter und Manuel Matt
Mehr Plätze, wo man als junger Mensch einfach sitzen und vielleicht auch Musik hören darf, ohne gleich verjagt zu werden – bestenfalls noch unter Dach, falls es regnet. Es ist ein einfacher Wunsch, den Sophie hegt – doch sie wünscht nicht nur, sie tut auch: Gemeinsam mit vielen anderen ihrer Generation erobert sie den Postplatz zurück. Stück für Stück, mit Pinsel, Säge, Hammer und Spraydose.
„TOLLE RESONANZ“. Begonnen habe die Operation vor etwa drei, vier Wochen, erklärt der Imster Jugendzentrumsleiter Philipp Scheiring, der mit seinem Team den Jugendlichen zur Seite steht. Seine Idee – oder die Idee von irgendeinem Erwachsenen – war die Sache mit dem Postplatz aber übrigens nicht, sagt Scheiring und strahlt vor Stolz: Das haben die Jungen ganz von allein angestoßen. Etwa 30 Heranwachsende haben in den vergangenen Wochen ihr Scherflein beigetragen, zehn waren es durchschnittlich pro Tag, so Scheiring. Die Reaktion von Vorbeigehenden, aber auch in den sozialen Netzwerken sei durchgehend positiv: „Eine tolle Resonanz“, freut sich der Leiter des Imster Jugendzentrums.
VORBILDHAFT. Leichter Regen fällt an diesem Freitagnachmittag, doch abschrecken lassen sich die Jugendlichen davor nicht – ebenso wenig wie eine Delegation der Imster Stadtpolitik in Person von Bürgermeister Stefan Weirather, Jugendgemeinderat Thomas Greuter, Stadtrat Friedl Fillafer und Verkehrsausschussobmann Heinrich Gstrein, die staunen und loben: Kaum ein Wunder, ist das Plätzchen rund um das Busterminal bereits wie verwandelt. Es ist aufgeräumt und sauber, die Dachbalken wurden neu gestrichen, selbst das Geruchserlebnis ist nicht mehr unangenehm. Die alten Schmierereien sind echter Graffitikunst gewichen und die alten, verrosteten Bänke wurden ebenso abmontiert, kommen aber wieder, aufgefrischt, in neuem Design.
HOFFEN AUF DEN HERBST. Getan hat sich auch etwas im Innenbereich, im mittlerweile schon länger verwaisten Kiosk. Die WC-Anlagen wurden repariert, informiert der Bürgermeister – und mit zwei, drei Interessenten sei man aktuell im Gespräch. Wenn alles klappt, könnte so bald ein neuer Pächter einziehen und mit seinem Angebot den stark frequentierten Platz aufwerten. „Wir hoffen auf den Herbst“, erklärt Weirather. Hoffnungen setzt die Stadtpolitik auch darauf, dass der Postplatz sein neues Gesicht langfristig behält und der Eifer der Jugendlichen etwaige Schmutzfinken im ähnlichen Alter zukünftig zur Abkehr vom Vandalismus anhält. Das hofft auch Zoe, die wie Sophie mithilft: „Wie lange es so sauber bleiben wird, weiß ich nicht. Es habt aber auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, der Kreativität freien Lauf zu lassen – und zu sehen, dass der Bürgermeister und viele andere die Arbeit gesehen und sich ein bisschen gefreut haben.“
Kunst aus der Dose statt Erinnerungen an verflossene Liebschaften: Mit Rene Prüfer (r.) zeigt der Profi, wie’s funktioniert. RS-Fotos: Matt