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Wirtshaus-Jazz als gesellschaftlicher Leuchtturm

11. Juni: Jazzknödel läutet im Imster Gasthof Hirschen mit dem „Trio Dragobert“ die Post-Shutdown-Veranstaltungssaison ein

Mit der Lockerung der verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gibt es nun wieder tausend gute Gründe, das eigene Zuhause zu verlassen – und wer seine Schallplattensammlung schon nicht mehr sehen, geschweige denn hören kann und sich nach musikalischer Frischkost sehnt, wird am 11. Juni mit dem ersten Jazzknödel im Imster Gasthof Hirschen seit Beginn dieser Covid-19-Geschichte seine helle Freude haben. Zeit wird’s, urteilen auch Hirschen-Wirt und Jazzknödel-Veranstalter beim Gespräch mit der RUNDSCHAU.
26. Mai 2020 | von Manuel Matt
Wirtshaus-Jazz als gesellschaftlicher Leuchtturm
In Vorfreude auf den 11. Juni: Hirschen-Wirt Hannes Staggl (M.) mit den Jazzknödel-Organisatoren Harald Winkler, Christian Novak, Peter Reinthaler und Bruno Thaler (v.l.) (nicht im Bild: Heinrich Wille) RS-Foto: Matt
Von Manuel Matt

Schwere Zeiten schweißen seit jeher zusammen – speziell auch jene Bereiche, die gemeinsam besonders gut gedeihen, wie Musik-Darbietungen und Gastwirtschaft. „Es ist wirklich eine Symbiose, eine Win-Win-Situation, die gerade dem Jazz viel bringt, wo es sonst nicht allzu viele Möglichkeiten für Auftritte gibt“, sagt Peter Reinthaler, Teil der fünfköpfigen Jazzknödel-Truppe – „und ohne Gasthof Hirschen gäbe es so sonst auch nicht den Jazzknödel“, ergänzt der neben ihm sitzende Mitstreiter Harald Winkler. Als „gegenseitige Bereicherung“ sieht es auch Hirschen-Wirt Hannes Staggl, beschert der Jazz regelmäßig ein Klientel, das sonst vielleicht nicht ein traditionelles Wirtshaus aufgesucht hätte, dessen Stammgäste im Gegenzug dann vielleicht auch keine klassischen Jazz-Hörer sind. „Sein Ohr haben wir bestimmt auch schon gespitzt“, meint der schmunzelnde Jazzknödler Bruno Thaler in Richtung des übrigens auch sonst musikaffinen Gastronomen.

WO MUSIK IST, DA LASS’ DICH NIEDER. Gastronomie und Musik sind aber auch Leidensgenossen, denen die Bekämpfung der Corona-Pandemie viel abverlangt hat. Die plötzlichen Schließungen, die Ungewissheit – „die Vollbremsung war und ist dramatisch“, erzählt Staggl, „und kostet nach wie vor jeden Tag viel Geld, das merken alle.“ Sie selbst würden es „überleben“, sagen die Jazzknödler, ist ihr Tun doch eine Herzensangelegenheit, deren Einnahmen gänzlich den Musikern zugute kommen. Um eben jene „tut’s mir und uns allen aber leid“, sagt Reinthaler, der auf die wohl unzähligen Absagen verweist, mit denen sich Musiker wie auch andere Kunstschaffende in den vergangenen Wochen und Monaten konfrontiert sahen. Dementsprechend sei es ein Seufzer der Erleichterung gewesen, den der Tiroler Jazzpianist Robert Sölkner ausgestoßen habe, als ihn die frohe Kunde erreichte, dass der Jazzknödel am 11. Juni wie immer um 20 Uhr stattfinden wird – mit ihm sowie dem Bassisten Dragan Trajkovski und dem Schlagzeuger Georg Tausch, die gemeinsam das „Trio Dragobert“ bilden. „Wirklich ein feines Dreigespann, mit Jazzstandards, Filmmusik und Eigenkompositionen“, verspricht Christian „Novi“ Novak im Namen des Jazzknödels.

KEIN KUSCHELN – ABER FEINHABEN. Dass alle verordneten Schutzmaßnahmen wie der Mindestabstand zwischen den Tischen eingehalten werden, dafür garantiert der Hirschen-Wirt Hannes Staggl: „Es ist genügend Platz, auch wenn’s kein Kuscheln ist. Angst vor einer Ansteckung muss niemand haben.“ Erwartet werden darf hingegen ein durchaus einzigartiges Jazzknödel-Erlebnis, wechselt die Bühne doch die gewohnte Seite, während Wintergarten und Terrasse samt Sonnensegel dank geöffneter Glasfront miteinander verschmelzen. Rund 80 Plätze stehen so trotz des verordneten Freiraums zur Verfügung. „Um Reservierung (bestenfalls per E-Mail an info@hirschen-imst.at oder telefonisch unter 05412 6901, Anm.) wird wie immer gebeten“, informiert Reinthaler: „Pflicht ist es aber nicht.“

VORFREUDE. Zahlreiche Menschen aus Imst und Umgebung hätten sich bereits ihm gemeldet, wegen dem Jazzknödel und wann es wieder losgeht, erzählt der Gastgeber im Gasthof Hirschen, der mit seinen Gästen die Vorfreude auf den 11. Juni teilt. „Wir freuen uns natürlich auch riesig“, lässt anschließend auch Heinrich Wille in die Jazzknödel-Seele blicken: „Auch, weil wir hoffen, dass der Jazzknödel zum Signal wird für die Veranstaltungsszene, wieder aufzuwachen.“ Die übliche Sommerpause des Jazzknödels werde es dieses Jahr übrigens nicht geben: „Das Programm steht“, versprechen die Jazzknödler.

DABEI SEIN. Selbst einen Teil für das Wiederauferstehen der Szene zu leisten, ist als Besucher dann freilich denkbar einfach: Hingehen, hinsetzen, zuhören und genießen – am Donnerstag, dem 11. Juni, um 20 Uhr beim Jazzknödel im Gasthof Hirschen mit dem „Trio Dragobert“. Was Besucher dann ebenso ausgiebig zelebrieren dürfen – das vielleicht erste, wieder echte Anstoßen nach dem ganzen Daheimbleiben. Die Jazzknödel-Organisatoren tun das mit dem Hirschen-Wirt gleich nach dem Gespräch: „Weil’s Wirtshausbier, des isch halt decht eppas anderes.“

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