Aktiv und immer ein Lächeln auf ihren Lippen, so kennt man die rothaarige Yvonne Wolf aus Imst. Mit ihrer Ausstrahlung lässt sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere ihr hartes Schicksal fast vergessen, dass sie nun im Rollstuhl sitzt. Nach der zweiten Impfung gegen Corona fing es an, und Yvonne verlor das Gefühl in ihren Beinen und Armen. Mit der Diagnose Inkomplette Querschnittslähmung ab dem 6. Halswirbel meistert sie nun ihr Leben, auch wenn sie weiß, dass diese Nervenschädigung (Quetschung des Rückenmarks) sich ausbreiten und fortschreiten kann.
NEUE GROSSE ZIELE. Die RUNDSCHAU besuchte sie im Telfer Schwimmbad, in dem sie mit ihrem Trainer und Präsident des Tiroler Behindertensportverbandes Gerald Daringer, fleißig trainiert. Durch einen „Try out day“ des Verbandes und auch die Bemühungen des Wassersportvereins Imst, wurde Yvonne der Zugang zum kühlen Nass ermöglicht. Bekam sie anfangs beste Unterstützung durch Cheftrainer Josua Haueis des WSV Imst, so gelang ihr damit auch der Einstieg in die ersten Wettkämpfe. Nach einer Klassifizierung ihrer Behinderung auf die Stufe 10 gab es kein Halten mehr für Yvonne. Gerald Daringer, im eigentlichen Leben Mathematik- und Sportprofessor, engagierte sich schon immer sozial und kam eigentlich aus seiner eigenen Leidenschaft zum Schwimmen zu seiner zweiten Position als Schwimmtrainer des Behindertenverbandes. Bot er Kindern und Interessierten in dem heimatlichen Schwimmbad Unterstützung bei den ersten Zügen im Wasser an, so gesellten sich auch behinderte Menschen dazu, die für seine Tipps dankbar waren, auch wenn diese mehr durch gemeinsame Arbeit entstanden. Mit seiner Devise: „Würde es mich betreffen, wäre ich auch froh um Hilfe“, setzt er sich seit dieser Periode als Präsident des Tiroler Behindertensportverband für Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen ein. Der Tiroler Behindertensportverband betreut in Tirol 16 Vereine und verschiedene Referate. Derzeit betreut der Verband 15 Sportarten wie Basketball, Torball, Schwimmen sowie Skifahren aber auch Golf oder Segeln. Ein bisschen mehr Freiheit bedeutet das für jeden einzelnen Betroffenen und gibt ihm natürlich auch etwas mehr Selbstbewusstsein und auch die Gewissheit, nicht allein zu sein. Gerade die Verbindung unter Gleichgesinnten zu sein, stärkt jeden.
NIE AUFGEBEN. Yvonne ist nicht allein in Tirol und auch bei den Wettkämpfen hat sie Mitstreiter im Team. Michaela Bauer aus Pfaffenhofen verlor nach einer Sepsis all ihre Gliedmaßen und ist wie Yvonne für viele ein großes Vorbild. Im Wasser gibt es keine Grenzen, was die Damen mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Leidenschaft immer wieder beweisen. Yvonne durfte bereits Wettkampfluft schnuppern und durfte sogar an einem Trainingslager in Fuerteventura teilnehmen. Im Winter trainiert sie im Telfer Schwimmbad, das bei Behinderten eine kostenlose Begleitperson ermöglicht. Die Bahnen des Sportbeckens reserviert sie meist vorab, und trainiert fleißig auf die nächsten Wettkämpfe. Aufgeben war nie ihre Devise, wird sie doch von ihrem Mann Alex und ihren drei Söhnen, im Alter von sechs bis 14 Jahren fleißig unterstützt. Am vergangenen Wochenende kämpfte sie wieder um wichtige Cup-Punkte in Salzburg bei einem nationalen Wettkampf im 50 und 100-Meter- Freistil sowie 50-Meter-Rücken. Die Vorläufe konnte sie in ihrer Klasse eindeutig für sich entscheiden, und beim Schlussranking landete sie zufrieden im Mittelfeld. Ihre Ziele derzeit sind die Tiroler, aber auch Österreichischen Meisterschaften und der Cup des Österreichischen Behindertensportverbandes.
Die Unterstützung von Gerald Daringer fördert Yvonne Wolf nicht nur technisch, sondern ist auch mental eine wichtige Komponente bei den Wettkämpfen. Foto: Wolf