Von Herbert Tiefenbacher
„Oft kommt es anders als man denkt“, sagt ein altes Sprichwort. Und das trifft hier zu. Wie die RUNDSCHAU berichtete, ist in St. Anton eine Hausarztstelle nachzubesetzen. Dr. Markus Sprenger geht Ende Juni 2023 in Pension. Die Kassenplanstelle wurde im Rahmen von Ausschreibungsrunden, die vonseiten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in Kooperation mit der Ärztekammer Tirol laufend aufbereitet und durchgeführt werden, ausgeschrieben.
ABSAGE. Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Es haben sich zwei Interessenten beworben, somit kann die Stelle problemlos nachbesetzt werden. Doch es kam anders. Wie die ÖGK auf Nachfrage der RUNDSCHAU mitteilte, wird der Erstgereihte die Stelle nicht antreten. Nunmehr würde diese an die Zweitgereihte gehen. Aber diese Bewerberin hat aufgrund der Kurzfristigkeit um Bedenkzeit gebeten, welche ihr selbstverständlich gewährt wird, heißt es weiter in der E-Mail der ÖGK. Die Bedenkzeit endet diese Woche.
INTERESSANTER ASPEKT. Eine RUNDSCHAU-Recherche fügt der Sache einen interessanten Aspekt hinzu: Beim Erstgereihten handelt es sich um Dr. Florian Jehle, der in Kappl als Hausarzt tätig ist. Der Allgemeinmediziner bestätigt gegenüber der RUNDSCHAU zweierlei: erstens, dass er bei der Ausschreibung der Kassenvertragsarztstelle in St. Anton erstgereiht wurde und zweitens, dass er seine Bewerbung kurzerhand zurückgezogen hat. Seinen Rückzieher begründete Dr. Jehle ebenfalls wie seine Mitbewerberin mit der Kurzfristigkeit der Ausschreibung und Entscheidung. Seitens der Ärztekammer sei er, so der Kappler Arzt, derart unter Zeitdruck gesetzt worden, dass es für ihn nicht möglich war, notwendige und wichtige Fragen in Zusammenhang mit der Ordinatonseröffnung in St. Anton zu klären. Folglich habe sich Dr. Jehle entschieden, die neue Stelle in St. Anton nicht anzutreten. Die RUNDSCHAU wird berichten, wie es mit der Nachbesetzung weitergeht.
„Eine schwierige Sache“
Auch auf der Homepage der Gemeinde Galtür finden sich Menüpunkte wie „Bürgerservice“ oder „Verwaltung & Politik“ – und daneben „Arzt gesucht“. Das Geschlecht ist egal („m/w/d“), aber engagiert und selbstständig soll der Allgemein- bzw. Notfallmediziner sein. „Es ist eine schwierige Sache“, bedauert Bgm. Hermann Huber, und die Gemeinde würde auch unterstützen, wo’s möglich ist. Bisher gibt’s aber keinen Nachfolger für Dr. Benjamin Lechner, der vor rund einem Jahr Galtür verlassen hat. Zu bieten hat der Ort im hintersten Paznaun jedenfalls einiges (Kassenverträge gibt’s ohnehin): Ordination, Hausapotheke und Arztwohnung, an die 800 Einwohner und rund eine halbe Million Gästenächtigungen pro Jahr. Und wer sich als Arzt selber was Gutes tun will: Galtür ist Luftkurort. Bis es soweit ist, hilft ein Mann aus dem Nachbardorf: Dr. Andreas Walser. Galtür erhalte von ihm „großartige Unterstützung“, sagt Bgm. Huber.