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Landeck | Chronik | 12. September 2023 | Daniel Haueis

Fotos statt Fußnoten

Fotos statt Fußnoten
Zehn Werke sind’s bisher – Manfred Jenewein arbeitet historische Themen der Stadt und des Bezirkes wissenschaftlich, aber leserfreundlich auf. RS-Foto: Haueis
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Der Landecker Historiker Manfred Jenewein über den Reiz der Lokalgeschichtsschreibung

Mag. Manfred Jenewein genießt einen großen Luxus: „Ich tue etwas, was ich gerne tue.“ Und das liest man in und sieht man an seinen historischen Werken über den Bezirk Landeck. Und g’scheiter machen sie auch noch.
Von Daniel Haueis

Zehn Bücher hat der 63-jährige Historiker Manfred Jenewein aus Landeck im vergangenen Jahrzehnt verfasst – begonnen hat er mit der Geschichte des Thialliftes, aber auch Landecker Sportpionieren, der geplanten Reschenbahn, der Gemeindepolitik im Bezirk oder dem „Tuifl auf Rädern“ (der Geschichte des Automobils im Bezirk) hat er sich seither gewidmet. „Es muss interessant sein“, sagt Jenewein über seine Themenwahl. Fußnoten sucht man praktisch vergebens in seinen Werken, dafür bestechen sie mit zahlreichen Fotos, z.B. vom in den 1920er- und 1930er-Jahren boomenden Skispringen auf der Trams (Sportpioniere-Buch). Die Herangehensweise des studierten Historikers ist zwar eine wissenschaftliche, seine textliche Aufarbeitung aber ist konsumentenfreundlich: Informativ, aber relativ kurz und knackig sind die Texte. 80 bis gut 200 Seiten stark sind Jene­weins Bücher – überschaubar und vor allem anschaulich. „Wenn du willst, dass es mehr Menschen lesen, musst du es anders machen“, sagte sich der Historiker und nahm auch gleich die gesamte Produktion in die Hand: Seine Werke erscheinen im Selbstverlag (die Grafik stammt von Gattin Ilse Jenewein-Kuen), um Förderungen o.ä. hat er sich nie bemüht. Die Werke sind bisher in Auflagen zwischen 500 und 1.700 erschienen – je nach Thema: Das Reschenbahn-Buch bestellen auch Bahnfanatiker aus Deutschland, „100 Jahre Hauptschule Landeck“ wird eher von ehemaligen Absolventen aus Landeck geordert.

AUCH KOORDINATOR, AUTOR ODER AHNENFORSCHER. Die Lokal- bzw. Regionalgeschichte beschäftigt Manfred Jenewein seit rund fünf Jahren hauptberuflich – so kann er Bücher schreiben, aber auch als Koordinator von Publikationen (etwa beim Fließ-Buch) tätig werden oder Beiträge für andere Publikationen verfassen (z.B. für das Jubiläumsbuch „100 Jahre Stadt Landeck“). Seine Quellen findet Jenewein im Landesarchiv oder im Ferdinandeum, wenn er z.B. die Bürgermeister nach 1945 in den 30 Gemeinden im Bezirk „rekonstruiert“ und dazu Entnazifizierungsdokumente durchforstet. Für den Bezirk eine ganz besondere Quelle ist sein Netzwerk aus Chronisten, Sammlern u.ä. Jenewein findet aber auch Zeit, Stammbäume zu erstellen: „Das macht auch Zusammenhänge klar“, sagt er – aktuell arbeitet er z.B. an den k.u.k. Postmeis­tern, deren Nachkommen vielfach Dynastien bildeten und sehr wichtige Positionen in den Dörfern bekleidet haben. Anhand der Geschichte des kleinen Landeck lassen sich auch echte Revolutionen nachverfolgen („Landeck 1900–1923“): Die Wahlen in Zeiten der Monarchie waren – aktiv und passiv – eher eine Veranstaltung für die Bessergestellten, nachher waren auch Frauen und Nichtbesitzende stimmberechtigt – eine demokratische Revolution.

BESTÄTIGUNG. Deshalb ist Manfred Jenewein auch Historiker: „Ich tue es gerne“ – recherchieren, mitunter auch detektivisch tätig sein, liegen ihm. In akribischer Kleinarbeit erarbeitet er, was dann als flott geschriebenes, reich und mitunter überraschend bebildertes 100-Seiten-Buch daherkommt. Jeneweins Ehrgeiz ist geweckt und wird meist auch gestillt (nicht aufzutreiben war ein Foto des Kauner Zwischenkriegszeit-Bürgermeisters Jakob Neururer – das einzige von 364 Dorfchef-Porträtfotos, die in „Gemeindepolitik im Bezirk Land­eck von 1919 bis 1950 vorkommen). „Wenn man was nicht findet, ärgert es einen schon“, sagt der Historiker. Aber meist ist es nicht Ärger, sondern Bestätigung, die er erfährt. Ein Lehrer sagte zu Manfred Jenewein über seine Werke: „Das hätte ich alles gerne unterrichtet.“ Er wird auch auf der Straße auf sein Schaffen angesprochen: „Jetzt verstehe ich es erst recht“, erinnert sich Jenewein an eine Aussage. Und es kommen auch Anfragen, Fundstücke betreffend, die auf einem Landecker Dachboden entdeckt wurden u.a.m. Jenewein selbst geht’s nach der Recherche wie den Lesern seiner Werke: „Ich bin nach jedem Buch ein bisschen schlauer.“ Wer dies auch sein möchte: Dank Eigenverlag sind alle Bücher (siehe Foto – Preis zwischen 15 und 25 Euro) weiterhin erhältlich – ein Mail an manfred.jenewein@aon.at genügt.
Fotos statt Fußnoten
Historiker Manfred Jenewein: „Wenn du willst, dass es mehr Menschen lesen, musst du es anders machen.“ RS-Foto: Haueis
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