Von Daniel Haueis
Lag die Zahl der ambulanten Patienten im Krankenhaus St. Vinzenz im Jahr 2020 bei gut 160.000, waren es 2021 und 2022 mit rund 190.000 wieder ähnlich viele wie vor der Pandemie. Der Tourismus schlägt sich auch im Gesundheitssystem nieder: Beachtliche 17 Prozent der Patienten stammen aus dem Ausland. Am stärksten frequentiert waren Radiologie und Unfallchirurgie. Stationär aufgenommen wurden gut 21.000 Patienten, wobei internistische und unfallchirurgische Probleme sowie chirurgisch zu behandelnde am häufigsten waren. Im Schnitt werden im Krankenhaus St. Vinzenz 25 Operationen täglich durchgeführt. Die Wichtigkeit dieser in „Zams“ relativ neuen Einrichtung unterstreichend: 396 Menschen wurden in der psychiatrischen Abteilung stationär aufgenommen – anders gesagt: Mehr als ein Mensch pro Tag bedarf psychiatrischer und psychologischer Unterstützung, die nicht mehr ambulant geleistet werden kann. Rückläufig ist über mehrere Jahre gesehen die Frequenz in der Entbindungsstation: 784 Geburten sind zwar mehr als die 765 im Jahr 2021, aber der zweitgeringste Wert der letzten sechs Jahre.
1.000 ARBEITSPLÄTZE. Mit 958 Mitarbeitern kratzte das Oberländer Spital Ende 2022 an der 1.000er-Marke, heuer wurde sie dann überschritten. Knapp 49 Prozent sind Landecker, 38 Prozent Imster. Mehr als zwei Drittel sind Frauen, in der Minderheit sind sie nur im ärztlichen Bereich: Rund 70 Medizinerinnen stehen um die 110 Medizinern gegenüber. Leichter wird’s Frauen durch den ganzjährigen Betriebskindergarten samt Kinderkrippe gemacht, der seit zehn Jahren in Betrieb ist. 45 Kinder wurden Ende 2022 dort betreut.
FAST FERTIG. Finanziell schaut’s aus wie in vielen Spitälern: Aufwendungen und Erträge sind nicht deckungsgleich. Die Differenz betrug in den letzten Jahren zwischen 2 und 10 Millionen Euro, 2022 waren es knapp 7 Millionen, heuer wird mit gut 15 Millionen gerechnet. 2023 steigen die Aufwendungen auf rund 120 Millionen Euro. Die Abgänge sind vornehmlich vom Land Tirol zu tragen, die Oberländer Gemeinden und der Orden der Barmherzigen Schwestern tragen ebenfalls bei. Fast so viel wurde in den letzten Jahren in das Krankenhaus der Oberländer investiert: 103 Millionen sind bereits „verbaut“, gut 5 Millionen folgen noch, etwa für Sanierungsarbeiten in der ehemaligen chirurgischen Station. In den nächsten Jahren sind zudem umfangreiche Sanierungen des Rundbaues und des Altbaus geplant. Daher wäre es gut, wenn das Geld von Krankenversicherungsträgern schneller fließen würde: Die Außenstände inländischer Patienten betrugen mit Jahresende 2022 12,8 Millionen, jene ausländischer Patienten 10 Millionen Euro. „Generell ist die Entwicklung der Abgänge aller Krankenanstalten in Tirol ein Thema. Alle Krankenanstalten sind angewiesen nach den Grundsätzen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit zu arbeiten. Die optimale Patientenversorgung steht jedoch für uns im Vordergrund“, erklärt dazu Dipl.-KH-Bw. Bernhard Guggenbichler.
Aufgaben
„Die größte Herausforderung stellt die Personalakquise im Ärzte- und Pflegebereich dar“, antwortet Dipl.-KH-Bw. Bernhard Guggenbichler auf die Frage nach kommenden Herausforderungen. In beiden Bereichen setzt „St. Vinzenz“ auf Ausbildung im Haus bzw. im Bildungszentrum. „Wir bieten eine breit gefächerte Ausbildungsmöglichkeit an, welche von allen Berufsgruppen gerne in Anspruch genommen wird … Durch die medizinische Schwerpunktsetzung, z.B. Gefäßchirurgie, Onkologie usw. wird die Attraktivität für MitarbeiterInnen und Versorgungsqualität gehoben.“
Stroke-Unit kommt
Die Stroke-Unit (Schlaganfalleinheit) ist Teil der Fächererweiterung des Krankenhaus-Ausbauplans. Baulich wurde sie im Rahmen der Errichtung der neuen Intensivstation bereits umgesetzt – sie ist betriebsbereit und wird auch genutzt. Eine echte Schlaganfalleinheit ist’s noch nicht: „Eine Stroke-Unit wird üblicherweise von Fachärzten für Neurologie betreut. Die Fachärzte werden wir erst nach Abschluss der angesprochenen Sanierungsarbeiten im Haus haben. Mit einem genauen Zeitplan tue ich mir schwer, da wir dafür Ärzte und Pflegepersonal bekommen müssen“, sagt Bernhard Guggenbichler. Bisher erfolgt die Betreuung von Schlaganfallpatienten auf den internen Stationen in Zusammenarbeit mit neurologischen Konsiliarfachärzten. Sollte ein interventioneller Eingriff erforderlich sein, werden die Zammer Patienten wie von allen Krankenanstalten Tirols nach Innsbruck transferiert.