Besinnlichkeit, Stille und Harmonie sind nur einige weihnachtliche Wunsch-Vorstellungen, die bei Gabriel Castañedas Weihnachtsprogramm „Verflixt Navidad“ ganz sicher keinen Platz finden. Dafür beleuchtet der Kabarettist das Fest auf seine gewohnt spitzzüngige Art, manchmal mit tiefschwarzen Witzen, und sorgt damit für volle Säle und Lach-Muskelkater. Weihnachten kann eben auch ganz anders sein: „Es ist eine schöne Gelegenheit Danke zu sagen, Lebkuchen formschön in die Hüften zu integrieren und Weihrauch zu kiffen“, verkündete der selbsternannte Weihnachtsengel bei seiner Show im Theatersaal Fließ. Dieser war, wie bei den meisten seiner Auftritte, bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Alleinunterhalter versteht es eben, die richtige Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, beziehungsweise das besinnliche Fest ordentlich durch den Glühwein zu ziehen.
SO ZIRKA UM JESU GEBURT. Dass es heute die Weihnachtsfeiertage gibt, sei vor allem den drei Gelehrten „Melchsar, Balthior und Kasperl“ zu verdanken. „Sie streikten, um durchzusetzen, dass zwischen 24. Dezember und 6. Jänner Weihnachtsferien sind“, verriet er dem amüsierten Publikum. Seitdem bietet das Fest genügend Reibungspunkte in Familien und Beziehungen, welche von Castañeda nur zu gerne parodiert wurden und für zustimmendes Gelächter sorgten. Darin ist der Alleinunterhalter nämlich Meister: Er überspitzt Situationen und Abläufe, die jeder kennt und schafft es, dass das Publikum sich über Aufreger im Alltag amüsiert, sich darin selbst erkennt und schlussendlich über sich selbst lacht. Auch musikalisch ließ das Allroundtalent mit seinen Liedern aufhorchen, wie seine Darbietung für „die Frau fürs Grobe“. Sie komplettierten die Show und zeigten ein weiteres Steckenpferd des Oberländer Kabarettisten.
EINE EINLADUNG IM LAUFE DER ZEIT. Die Weihnachtszeit war früher ganz anders. Das betrifft nicht nur die Erfahrungen seiner Grinner Kindheit, welche Castañeda mit witzigen Anekdoten teilte, sondern auch, wie sich das Feiern der Feste im Laufe der Zeit veränderte. Dazu las er die Einladungen der Direktorin Sieglinde aus den Jahren 1985, 2005, 2015 und 2023 vor, welche sich nicht nur grundlegend in der Anrede, sondern auch von der Art der Feier unterschieden. Außerdem erzählte der Kabarettist von den Bräuchen, welche er mit seiner Grinner Mutter pflegte, sowie von jenen fragwürdigen Traditionen, die er mit seinem mexikanischen Vater teilte.
UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS IN FLIESS. Mittlerweile sei es höchste Zeit das Wunder der Geburt Christi zu wiederholen, erklärte der selbsternannte Engel Gabriel und entschloss sich kurzerhand, eine jungfräuliche Maria aus dem Publikum dafür auszuwählen. Eine Jungfrau fand er zwar nicht, aber eine Maria-Luise, die sich dafür bereit erklärte. In seinen Rollen des Pfarrers Gottlieb und Pveronika Schmiderer-Pechtl erzählte er von der Weihnachtszeit im imaginären Ort Hinterschlapfing, welcher unter den Kennern seiner Auftritte bereits legendär ist. Zu sehen ist „Verflixt Navidad“ noch am 26. Dezember im Posthotel Pfunds sowie am 29. Dezember im Stadtsaal Landeck. Sollte noch jemand ein besonderes Geschenk für Gabriel Castañeda suchen, sei an dieser Stelle ein rot-schwarzer Zipfelbob empfohlen.
Publikumsliebling Pveronika Schmiderer-Pechtl erzählte von den Bräuchen in Hinterschlapfing. RS-Foto: Gruber
Briefe aus dem Himmel und musikalische Einlagen rundeten das Programm ab. RS-Foto: Gruber
Gabriel Castañeda füllt die Säle mit seinem Weihnachtsprogramm „Verflixt Navidad“ – so auch kürzlich in Fließ. RS-Foto: Gruber