Landwirtschaftskammer-Chef Peter Frank weiß, wann es trocken war und kann dies auch mit Zahlen belegen: Von Mitte Mai bis Ende Juni vergangenen Jahres betrug der Dürreindex im gesamten Bezirk mindestens 60 Prozent, in Zams und Landeck waren es gar 82 Prozent. Anders gesagt: Niederschlagsminus und Hitzetage (die eine Verdunstung begünstigen) sorgten dafür, dass im Bezirk im Schnitt zwei Drittel der üblichen Wassermenge fehlten. In Nauders waren es 70 Prozent – dies ist besonders kritisch, weil die Reschengemeinde ohnehin in der inneralpinen Trockenzone liegt, die mit bis zu 600 mm Niederschlag im Jahr auskommen muss – im Jänner 2023 war Nauders mit 6 mm gar der trockenste Ort Österreichs. Wasser ist also Mangelware, war es auch früher schon: Mitte des vergangenen Jahrhunderts gab es in Nauders (damals noch landwirtschaftlich geprägt) noch 20 Wassergenossenschaften, das erste bekannte Wasserbuch im Ort stammt gar aus dem Jahr 1436. Darum schmerzen den Landwirtschaftskammerobmann Elmar Monz aus Nauders Schreiben der BH Landeck ganz besonders.
BEWÄSSERUNG NÖTIG. „In Nauders werden derzeit alle Wasserrechte gelöscht“, sagt Monz. Walsysteme (wie im Wasserbuch verzeichnet) seien nicht mehr in Betrieb, aber das Wasser werde mit Verrohrungen und Schläuchen auf die Felder geleitet. Betroffen sind auch Nicht-Landwirte, aber eben auch Bauern, die auf das Nass aus dem Bach mehr oder weniger angewiesen sind. Die Löschung sei rechtens, sagt Monz, aber weshalb gerade jetzt Rechte gelöscht werden, wo die letzten 40, 50 Jahre keines gelöscht worden sei, versteht er nicht. Beschwerden an das Landesverwaltungsgericht seien zwecklos, eine Wasserentnahme nach Löschung unmöglich, da man sich ansonsten strafbar mache. „Wir haben keinen Tropfen Wasser mehr“, sagt Monz. Ein neues Wasserrecht zu beantragen sei möglich – aber: Es sei ein enormer Aufwand, eventuell seien Gutachten nötig, und aufgrund von Restwasserregelungen sei künftig auch nicht mehr die bislang mögliche Menge zu erhalten. Peter Frank stimmt ein: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass dringende Wasserrechte ohne Anlass gelöscht werden.“ Gerade in Zeiten des Klimawandels seien Bewässerungseinrichtungen voranzutreiben, sagt Frank. Wünschenswert wäre laut Monz auch gewesen, ein bestehendes Wasserrecht zu „modernisieren“, also aus dem Wal z.B. eine Rohrleitung zu machen, wie sie heutzutage halt benutzt werden.
BEREINIGUNG. Laut Mag. Gerhard Moser von der Abteilung Wasser-, Forst- und Energierecht (Amt der Tiroler Landesregierung) handelt es sich bei den BH-Schreiben um einen üblichen Vorgang: „Das machen wir immer wieder, wir schauen, dass der Datenstand den Gegebenheiten entspricht.“ Das Wasserrecht werde nicht von der Behörde entzogen, sondern erlösche laut Gesetz (u.a. nach drei Jahren der Nichtausübung, was z.B. anhand der Zerstörung der Anlage erkennbar ist) – die Behörde stelle dies nur fest. Hintergrund ist, dass das Wasserbuch bereinigt wird, denn Wasserrechte dürfe man nicht horten. Ein neues Wasserrecht zu bekommen, sei wohl schwieriger, stimmt Moser Monz zu, aber diese Rechte solle eben der ausüben, der das Wasser auch wirklich braucht. Das Land Tirol teilt zudem mit, dass die betroffenen Landwirte im Rahmen eines von der Landwirtschaft geplanten Bewässerungsprojektes umfassend über diese gesetzliche Regelung informiert worden seien – dies allerdings bereits vor einigen Jahren.
Elmar Monz: „Wasserrechte könnte man auch ruhend stellen oder umformulieren auf Verrohrung oder Schlauchanlage.“ RS-Fotos: Haueis RS-Foto: Haueis
Peter Frank: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass dringende Wasserrechte ohne Anlass gelöscht werden.“ RS-Foto: Haueis