Von Attila Haidegger
Mindestens fünf Meter pro Sekunde oder 18 km/h – diese mittlere Windgeschwindigkeit in 100 Metern über dem Boden brauche es, um ein Windrad wirtschaftlich zu betreiben. Bei einer vollständigen Nutzung lassen sich laut der Studie jährlich 800 bis 1.200 Gigawattstunden Strom mittels Windkraft in Tirol erzeugen, wofür theoretisch 140 bis 160 Windräder notwendig wären. „Mit maximal fünf bis sieben Prozent des Endenergieverbrauchs hat Tirol zwar ein Windkraftpotenzial, wenn auch ein durchaus sehr geringes“, ließ LH Anton Mattle wissen. Die Ausweisung der Potenzialflächen basieren auf dem Österreichischen Windatlas sowie auf den Zahlen des Projekts „Bioclim“ und wurden anhand von Modellrechnungen – die wiederum auf Windmessungen basieren – identifiziert. Aus diesem Grund sind Windmessungen am konkreten Standort erforderlich: „Wer ein Windrad bauen will, braucht exakte Winddaten. Die dafür notwendigen Windmessungen werden wir ab dem kommenden Jahr fördern“, kündigt LH-Stv. Josef Geisler an. Die Förderrichtlinien für die mindestens ein Jahr lang durchzuführenden Windmessungen sind derzeit in Ausarbeitung. Für das erste aufgestellte und genehmigte Windrad in Tirol hat das Land Tirol eine Prämie von 100.000 Euro ausgerufen.
POTENZIALE IM BEZIRK. Als vielversprechend beim Ausbau der Windkraft in Tirol könnten sich die Skigebiete erweisen. Dort liegen laut Studie bis zu 15 Prozent des Windkraftpotenzials. Potenzielle Flächen im Bezirk Landeck wären etwa entlang der Samnaungruppe im Bereich Komperdell (Skigebiet Serfaus), die Nordseite des Skigebietes Fiss, der Bereich Medrigjoch in See, die Diasalpe in Kappl oder im Bereich Rendl und Albonagrat im Skigebiet St. Anton. Weitere Flächen sind rot markiert (siehe Detailkarte). Im Skigebiet Venet, in dem bereits Windmessungen stattfinden, wurden keine roten Fläche ausgewiesen. Die Potenzialflächen in Skigebieten sind allerdings u.a. aufgrund der einzuhaltenden Mindestabstände mit Vorbehalt zu sehen. Der Abstand zu Verbindungswegen, Skipisten etc. ergibt sich aus der Summe der Nabenhöhe und der Hälfte des Rotordurchmessers. Im hochalpinen Bereich ist laut der Studie von Nabenhöhen im Bereich von 130 Metern und einem Rotordurchmesser von etwa 120 Metern auszugehen, was einen Abstand von 190 Metern ergibt. Zudem dürften die Kurvenradien der Anfahrtsstraßen bei der Errichtung von Windrädern ein Problem darstellen. Der früher als problematisch angesehene Eiswurf tritt laut LH-Stv. Geisler dank moderner, vorgeheizter Anlagen nicht mehr auf.
KEIN NEUER LANDESENERGIEVERSORGER. Auf Anfrage der RUNDSCHAU ließ das Büro des LH-Stv. Josef Geisler wissen, dass das Land Tirol selbst keine Windkraft-Anlagen errichten oder betreiben wird. Jedoch wurde eine zentrale Anlaufstelle unter www.tirol.gv.at/anlaufstelle_erneuerbareenergie eingerichtet, die Projektwerber über rechtliche Rahmenbedingungen, Behördenverfahren und Anforderungen an Projektunterlagen informiert und berät und während des Bewilligungsverfahrens begleitet. Kritik gab es von den Grünen und der Liste Fritz. Sie sehen einerseits die Prämie als zu niedrig an und andererseits das Tochterunternehmen der Tiwag, die Tinext, in der Pflicht Windräder aufzustellen, um die Umsetzung nicht gänzlich der privaten Hand zu überlassen. Bei den Neos herrscht hingegen „Begeisterung und Aufbruchsstimmung“, sie sehen vor allem in den Skigebieten das größte Potenzial.
Künftig auch im Bezirk Landeck? Hier ist der Windpark Oberzeiring (Tauernwindpark) in der Steiermark zu sehen. Foto: Klaus Rockenbauer