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Landeck: Venet-Rettungsplan abgesegnet

Finanzspritze für Venet Bergbahn hat Umfang von 1,54 Mio. Euro – auch Skepsis war da

Der Landecker Gemeinderat stimmte der 1,54 Millionen Euro schweren Finanzspritze für die erneut in finanzielle Schwierigkeiten gekommene Venet Bergbahn vergangenen Donnerstag einstimmig zu – aber es war auch eine gewisse Skepsis da, vor allem in den Reihen der Liste „Zukunft Landeck“.
8. November 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
Landeck: Venet-Rettungsplan abgesegnet<br />
Die Venet Bergbahn kämpft wieder einmal mit existenziellen Problemen. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Der Landecker Gemeinderat beschäftigte sich in seiner vorwöchigen Sitzung einmal wieder mit der Zukunft der Venet Bergbahnen AG – oder vielmehr mit ihrer finanziellen Situation und diesbezüglichen Problemen, die mit der Vergangenheit zu tun haben. Ein Blick in ein zehn Jahre altes Gemeinderatsprotokoll (Februar 2012) der Stadt Landeck z.B. zeigt, dass existenzielle Probleme sowie Debatten um Rettungspakete und Finanzspritzen das Seilbahnunternehmen seit Jahrzehnten begleiten. Und immer wieder wurde das Seilbahnunternehmen aufgefordert, Konzepte auszuarbeiten, in denen ein finanziell gangbarer Weg für die Zukunft herausgearbeitet werden – sozusagen als Rettungsanker, um den Fortbestand der Bahn ohne finanzielle Kraftakte zu ermöglichen. Schön wäre es ja, aber das Ergebnis ist bisher, dass Erwartungen und Realität erheblich auseinanderklaffen. Der Finanzbedarf, den die Gemeinden Landeck und Zams und der TVB TirolWest als Haupteigentümer zu übernehmen haben, ist beträchtlich, und die Tendenz ist steigend. Die x-te Wiederholung läuft gerade: Die Bahn hat wieder mit existenziellen Problemen zu kämpfen und eine Expertengruppe wurde mit dem Auftrag eingerichtet, ergebnisoffen ein Zukunftskonzept für den „Venet“ zu erarbeiten. Viele Beobachter warten mit Interesse, was dieses Mal am Ende herauskommt.

MIT SPANNUNG ERWARTET. Der Tagesordnungspunkt „Zuschussansuchen der Venet Bergbahnen AG“ der Gemeinderatssitzung in Landeck wurde mit Spannung erwartet, da der Umfang der benötigten Hilfe im Vorfeld nicht öffentlich kommuniziert wurde. Bekannt war nur, dass der Antrag auf Lockdown-Umsatzersatz von insgesamt rund 864.000 Euro durch die Cofag, die Covid-19 Finanzierungsagentur des Bundes, abgelehnt wurde – und in diesem Fall müssen die drei Hauptaktionäre einspringen. VBgm. und Venet-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Hittler (ÖVP), der für den verhinderten Bürgermeister die Gemeinderatssitzung leitete, informierte über den Antragsinhalt.

ANTRAGSBEGEHREN. Aus dem Schreiben der Venet Bergbahn geht unter anderem hervor, dass ein Betrag in Höhe von insgesamt 1,54 Mio. Euro benötigt wird, mit dem die Deckung des Liquiditätsbedarfes finanziert wird – nämlich den Ersatz für die nicht ausbezahlte Zuwendung aus dem Corona-Hilfsfonds (rund 837.000 Euro), die Liquiditätssicherung für den kommenden Winterbetrieb (300.000 Euro) und die Abdeckung des Baukontos für Projekte (rund 411.000 Euro). Bei Letzterem handelt es sich um das 2018 beschlossene Investitionspaket („Fehlinvestition“ Venet-Bob, Sternwarte etc.) mit einem Volumen von 2,46 Mio. Euro. Man hat sich dazu entschieden, das Baukonto aufzulösen. Das heißt die Projekte werden ausfinanziert und das Konto wird bereinigt, weil sich Altlasten angesammelt haben. Zum Investitionspaket gab es eine Aufstellung, wer dieses Geld aufbringt: die beiden Gemeinden, der TVB, das Land Tirol und Private. Aber nicht alle Finanzierungsanteile wurden geleis-tet. Die Stadt Landeck muss zum Rettungspaket anteilig 766.000 Euro beisteuern, die Gemeinde Zams 627.000 Euro und der TVB TirolWest 154.000 Euro.

ZUSTIMMUNG, ABER ... Der Landecker Gemeinderat stimmte dem neuerlichen Venet-Rettungsplan einstimmig zu. Zur Finanzierung muss die Stadtgemeinde ein auf zehn Jahre rückzahlbares Darlehen in Höhe von bis zu 800.000 Euro aufnehmen. Auch dieser Antrag wurde einstimmig abgesegnet. Finanz-StR Jakob Egg (Zukunft Land-eck) hofft aber, dass nicht die volle Höhe benötigt wird. Er knüpfte seine Zustimmung an die Bedingung, dass die vorübergehende Liquiditätssicherung wieder zurückgeführt werden muss, falls die Venet Bergbahn von anderer Stelle Einnahmen bekommt. Egg fügte hinzu: „Zudem muss der Winterbetrieb so sparsam als möglich erfolgen.“ In diesem Zusammenhang bekräftigte VBgm. Hittler seinen festen Willen, weiterhin um den bereits abgelehnten Lockdown-Umsatzersatz im Rahmen des Corona-Hilfsfonds zu kämpfen, ganz nach dem Motto „Bloß nicht die Hoffnung aufgeben, auch wenn es schwer ist, etwas zu erreichen“. Hittler machte seinem Unverständnis über die diesbezüglichen Vergabe-Richtlinien Luft: „Wie krank ist das. Die Einwohnerzahl spielt zur Einstufung eine Rolle, ob ein Unternehmen in Schwierigkeiten ist oder nicht. Hätten wir weniger als 5000 Einwohner, würden wir diese Corona-Hilfe erhalten“, ärgerte sich der Vizebürgermeister.

SKEPSIS ARTIKULIERT. Vor allem die Mandatare der Liste „Zukunft Landeck“ artikulierten in ihren Wortmeldungen gegenüber des neuerlichen Finanzbedarfs eine gewisse Skepsis. So etwa sah VBgm. Mathias Niederbacher (Zukunft Landeck), der dem Antrag nur zähneknirschend zustimmte, keine Alternative zum vorgelegten Rettungsplan: „Stimmen wir nicht zu, wird ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Ich weiß auch nicht, was ein Konkurs kostet und dieser könnte noch teurer sein als der heutige Beschluss. In diesem Fall müssen wir nun in den sauren Apfel beißen.“ Niederbacher hofft, dass die Beratungsergebnisse der im Hintergrund bereits arbeitenden Expertengruppe bis zum Sommer vorliegen werden. Diese sollen den Gemeindemandataren dann als Entscheidungsgrundlage dienen. Sollte die Venet Bergbahn beim Corona-Umsatzersatz endgültig durch den Rost fallen, geht Niederbacher davon aus, dass das Land Tirol der Bahn unterstützend unter die Arme greifen wird. „Immerhin ist die Venet Bergbahn ein wichtiger Teil der Infrastruktur in der Region“, betonte Niederbacher. Übrigens: Auf Nachfrage bestätigte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Hittler der RUNDSCHAU, dass die Venet Bahn im Rahmen des Corona-Hilfsfonds einen Fixkostenzuschuss, etwa für Personalkosten, die von Kurzarbeit erfasst, sind in Höhe von 500.000 Euro erhalten hat.




Venet: Turbulente Zeiten

Die Venet Bergbahn erlebt derzeit turbulente Zeiten. Einerseits plagen die Bahnverantwortlichen wieder existenzielle Finanzprobleme und man ist gefordert, bis zum Sommer ein für den Hausberg der Ferienregion TirolWest geeignetes Zukunftskonzept als Entscheidungsgrundlage für die Gemeinderäte auf den Weg zu bringen. Andererseits muss sich das Führungsgremium gleichzeitig mit wichtigen Personalangelegenheiten beschäftigen.Voraussichtlich wird der krankheitsbedingte Ausfall von Vorstand Walter Siegele wohl noch längere Zeit zu überbrücken sein. Wie berichtet, hat Albert Ehrenreich, der als Konsulent in die Bresche sprang, nun seine Tätigkeit vereinbarungsgemäß beendet. Anlässlich seines Ausscheidens wurde der Vorarlberger Matthias Schmid vorübergehnd als Konsulent angestellt und er wird die Vorstandsverantwortung (operative Führung) wahrnehmen. Schmid ist Unternehmensberater und verfügt laut AR-Vorsitzendem Thomas Hittler über Erfahrung in der Leitung von Seilbahnunternehmen. Die Venet Bergbahn sucht auch einen Betriebsleiter mit Ganzjahresstelle. „Diese Stelle wurde neu ausgeschrieben“, teilte Hittler mit. Am Venet startet die Wintersaison am 23. Dezember. Wird man mit allen Anlagen in den Winterbetrieb gehen? „Grundsätzlich ist es einmal so geplant“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende.
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VBgm. und Venet-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Hittler empörte sich über die Vergabe-Richtlinien für die Corona-Hilfen. RS-Foto: Tiefenbacher

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