Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die gute Marend ist gesichert

Zahl der Landwirte im Bezirk mit knapp 1 400 recht konstant

Nicht unzufrieden darf man mit der Entwicklung der Landwirtschaft im Bezirk Landeck sein. Herausforderungen gibt’s mit Wassernot, Wolf und Strompreis aber auch.
25. Juli 2023 | von Von Daniel Haueis
Die gute Marend ist gesichert<br />
Bauernobmann Elmar Monz (l.) und Kammerchef Peter Frank: Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist konstant geblieben. RS-Foto: Nardin
Von Daniel Haueis

Bauernobmann Elmar Monz blickt recht zufrieden auf die letzten Monate: Der Milchpreis war im Winter sehr gut und ist noch gut, auch die Versteigerungs- und die Fleischpreise konnten sich sehen lassen – was besonders wichtig für den Bezirk Landeck ist, wo Grünlandwirtschaft dominiert. Die Niederschläge im Frühjahr haben zu einem sehr guten ersten Schnitt geführt, der zweite könnte aber unter der Trockenheit leiden. Fazit: Es war nicht die schlechteste Zeit für Bauern. Und das zeigt sich auch an den ÖPUL-Anträgen, wie Kammergeschäftsführer Peter Frank weiß: 1 388 Betriebe im Bezirk haben sich für das österreichische Umweltprogramm in der bereits gestarteten Förderperiode beworben (2023 bis 2028) – damit ist die Zahl der Bauern konstant geblieben. 202 dieser Landwirtschaften sind Biobetriebe, 380 davon nehmen an speziellen Naturschutzmaßnahmen teil. Und auch für Nachwuchs scheint gesorgt: Selbst der Facharbeiterabendkurs an der LLA Imst (nebenberuflich) sei mehr als ausgebucht, weiß Peter Frank.

DROHENDE WASSERNOT. Ein sich abzeichnendes Problem ist die Wassernot – Stichwort: Klimawandel. „Nicht umsonst hatten unsere Vorfahren Bewässerungswaale“, sagt Elmar Monz aus Nauders. Beregnungsanlagen wurden bereits etliche errichtet, es sind auch noch weitere in Planung. Monz irritiert allerdings, dass in den letzten Jahren Wasserrechte mangels Ausübung gelöscht worden seien – früher (als dies rechtlich ebenfalls schon möglich war) sei dies nicht geschehen. „Die Landwirtschaft soll da nicht den Kürzeren ziehen“, sagt Monz angesichts von Kraftwerksvorhaben samt Wasseraus- oder -überleitungen u. ä.

BÄR, WOLF & CO. Den vom Land gewählten Weg, problematische Wölfe via Verordnung zum Abschuss freizugeben, begrüßt Monz. Er fordert aber ein weitergehendes Modell: Wölfe sollen unabhängig von etwaigen Rissen entnommen werden können, wenn sie in einem nachweislich nicht schützbaren Alm- oder Weidegebiet auftauchen. Beim Bär geht’s Monz zu langsam: „Bei Bären muss man dranbleiben“ – sie müssten auf Basis der Argumente öffentliche Sicherheit (Bär in Ortsnähe wie erst heuer in St. Anton) und Gesundheit erlegbar sein. In Monz’ Heimat Nauders etwa sei erst kürzlich ein Bär gesichtet worden, worauf ein Schulausflug abgesagt worden sei.

STROMPREIS MACHT ZU SCHAFFEN. „100 bis 400 Prozent“, so Monz, habe die Strompreiserhöhung ausgemacht – er selbst bezahle nun 15 statt 7,5 Cent pro Kilowattstunde netto. Mit einem Aufschlag von 30 Prozent auf den bisherigen Preis müsste die Tiwag auch auskommen, sagt der Bauernobmann, der mehr öffentliche Einsicht in das Landesunternehmen und dessen Preispolitik wünscht. Er macht den Bauern aber auch Mut, das große Photovoltaikpotenzial zu nutzen: Monz selbst hat eine 65 kWP-Anlage eingereicht. Dass er seit März nichts vom Landesunternehmen gehört hat, freut den Vollerwerbsbauern (samt „Urlaub am Bauernhof“) aber natürlich nicht.


Kasmesser herrichten!

Heuer werden im Bezirk 90 Tonnen Almkäse erzeugt

(dgh) 108 Almen gibt es im Bezirk Landeck – mit einer kleinen Alm im hinteren Madautal ist eine dazugekommen, eine kleine Alm in Pfunds gibt’s heuer nicht mehr. Rund 8 500 Rinder, 5 500 Schafe, 800 Pferde und 600 Ziegen wurden aufgetrieben. 26 sind Sennalmen (zudem wird die Milch von fünf Almen von der Tirol Milch abgeholt): Rund 2 000 Milchkühe geben den Sommer über rund eine Million Liter Milch, daraus werden 90.000 kg Almkäse und 30.000 kg Almbutter hergestellt. Damit ist auch die Almwirtschaft gut gestartet. Herausforderung ist zusehends die Personalfindung – es ist zwar immer noch gelungen, für Stress bei den Alm­obleuten sorgt der Umstand aber doch. Dieselben Auswirkungen auf sie haben die Großraubtiere, weiß Peter Frank: „Die Anspannung bei den Almobleuten ist sehr spürbar.“ Zuletzt habe es Schafrisse im Radurschl bei Pfunds gegeben, wahrscheinlich durch einen Wolf. Eine Sorge weniger gibt’s aber: Aufgrund eines satellitengestützten Almfutterflächenerfassungssystems gibt es heute keine Diskussionen mehr, ob vielleicht ein Hektar zu viel gemeldet wurde und daher Rückzahlungen fällig werden. Mittlerweile sind übrigens 12 000 ha Almfutterfläche im Bezirk anerkannt, etwa 20 Prozent mehr als früher.


Landwirtschaft morgen

(dgh) Die Landwirtschaftskammer Landeck stellt sich auch auf geänderte klimatische Bedingungen ein – es wird u. a. mit dem Regionalmanagement und zwei Klimawandelanpassungsmodellregionen kooperiert. Mit der Klar Kaunergrat wird im Kaunertal ein Projekt umgesetzt, bei dem die Reduktion von Naturgefahren durch Beweidung nachgewiesen werden soll. Oberhalb der Nessler Alm im Stanzertal wird ähnliches demonstriert – was bewirkt die Beweidung mit Ziegen im Vergleich zur Nichtbeweidung? In Ried wiederum wird der klimafitten Weide nachgespürt.
Die gute Marend ist gesichert<br />
Landecker Spezialität: 26 Sennalmen, wie „Gogles“ eine ist, wo Almkäse und -butter erzeugt werden Foto: Haueis

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