Von Alois Pircher
Sehr gut vorbereitet und auch mit guten, nachvollziehbaren Argumenten präsentierte Geschäftsführerin Simone Zangerl die nach Ansicht des Vorstandes und eines großen Teils des Aufsichtsrats notwendige Erhöhung. „Sonne“-Wirt Karl Graber entpuppte sich wenig überraschend als Sprecher der Gegner einer Erhöhung. Die wichtigsten Argumente: Zu groß sei die geplante Erhöhung angesichts der hervorragenden finanziellen Lage des Verbands, manche Leistungen der Gästekarte seien nicht notwendig. Vereinzelt wurde die Sinnhaftigkeit der Gästekarte angezweifelt. Besonders emotional wurde die Diskussion zum Thema Venet. Man werde im Aufsichtsrat nicht umfassend informiert, erklärten die AR-Vorsitzende Mirjam Schultes wie auch AR Günter Kramarcsik. Geiger stellte dies in Abrede und versprach eine Information, sobald es einen Beschluss zum Thema gebe.
ERFOLGREICHER VERBAND. Die Nächtigungen haben wieder das Vorjahresniveau erreicht, ebenso die Zahl der Ankünfte. Die Vollbelegungstage erreichen beinahe wieder die „100-Tage-Grenze“, und was besonders erfreulich sei, so Zangerl: Es gibt einen Zuwachs der angebotenen Betten um 170 Betten auf 2.200. Auch die Finanzzahlen waren sehr positiv. Der Neubau samt Geschäftsausstattung belief sich auf ca. 1,3 Mio. Euro, 700.000 konnten aus dem Cash Flow bezahlt werden, die restlichen 600.000 aus den Rücklagen. Das Bankguthaben beträgt nach dem Neubau immer noch stolze 1,651 Millionen Euro. Auch zum alten TVB-Gebäude gab es Informationen: Fünf potenzielle Pächter interessieren sich für das alte Bürogebäude, noch heuer soll eine Entscheidung getroffen werden. Vorher will man es jedoch im äußeren Stil dem neuen Bürogebäude anpassen, so Obmann Konrad Geiger.
KOMMENTAR
Demokratisch? – sicher nicht
In den Tiroler Tourismusverbänden werden alle Wahlen nach dem Zensuswahlrecht abgeführt. Dieses Wahlrecht stammt aus dem 19. Jahrhundert und ruht auf dem Prinzip: Wer mehr Beiträge (Steuern) zahlt, sollte auch mehr Einfluss auf die Verwendung der aufgebrachten Mittel (Steuern) haben. Soweit – so gut? Dieses Wahlrecht wurde in Österreich bei allgemeinen Wahlen spätestens 1919 mit dem allgemeinen Wahlrecht und der Einführung des Frauenwahlrechts über Bord geworfen. Über 100 Jahre später gilt dieses undemokratische Wahlrecht in den Tourismusverbänden noch immer (Landesgesetz). Besonders abstrus wird dieses Wahlrecht dann, wenn Mitglieder mit hoch gewichteten Stimmen (Stimmgruppe I und II), die niemals eine Ortstaxe abführen müssen (sind meist keine Vermieter), über die Höhe der Ortstaxe entscheiden. Ich weiß schon, die Ortstaxe zahlt der Gast und nicht der Vermieter (wirklich ???). Dieses Mal haben die Argumente der Gegner (Vermieter) einer Erhöhung gesiegt, trotzdem ein Appell an den Gesetzgeber: Lasst die Touristiker in ihrem ureigenen Bereich Demokraten sein.
Alois Pircher
Obmann Konrad Geiger kämpfte für eine Erhöhung der Ortstaxe, akzeptiert aber natürlich das Abstimmungsergebnis. RS-Foto: Pircher
Günter Kramarcsik forderte eine bessere Information des Aufsichtsrats in Sachen „Venet“. RS-Foto: Pircher
Sonne-Wirt Karl Graber freute sich über die Entscheidung der Vollversammlung. RS-Foto: Pircher