Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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B179 – Alles still

Der Verkehr steht still, die Politiker sind leise …

Das Außerfern benötigt dringend eine Verkehrslösung, bevor es kollabiert. Ein Schulterschluss aller Parteien und Interessenvertretungen ist längst überfällig. Normalerweise sieht man am Ende des Tunnels ein Licht, nicht so bei der B179: Hier treffen die Verkehrsteilnehmer auf mehrstündige Staus, um ins Inntal zu kommen, die Einheimischen sind durch die nicht funktionierende Verkehrsstrategie auf das Äußerste belastet und eine Lösung ist derzeit auch keine in Sicht.
16. Oktober 2023 | von Bruno Dengg
B179 – Alles still
Das übliche Wochenendbild im Ortsteil Brandstatt trotz scheinbar erfolgreicher Ableitung. RS-Foto: Dengg
Von Bruno Dengg.
DIE B179.
Die Fernpassstraße B179 ist mit einer Länge von fast 50 km über den Fernpass die kürzeste Verbindung von Füssen ins Inntal, allerdings auch inzwischen die problematischste. Die zweispurige A7 in Deutschland endet abrupt am einspurigen Grenztunnel und behält diese Einspurigkeit bis nach Nassereith bei. Sie gehört zu den meist befahrenen Bundesstraßen Österreichs, liegt sicherlich an vorderster Stelle bei den wöchentlichen und täglichen Staumeldungen und das ist auch der Grund der großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die unter den Belastungen, die nicht mehr erträglich sind, Maßnahmen dringend einfordert.
LANDESBERICHT ZU DEN SOMMERFAHRVERBOTEN. Im September 2023 gab es eine Presseaussendung des Landes mit dem Titel „Sommerfahrverbote haben sich auch 2023 bewährt“. Laut dieser sind tirolweit 139.000 Fahrzeuge zurückgewiesen worden, mehr als 91.000 „Ausweicher“ allein im Bezirk Reutte und das auf die Hauptverkehrsroute B179. Diese Notmaßnahmen wurden seitens des Landes gesetzt, um die Versorgungssicherheit in den Gemeinden entlang der Landes- und Gemeindestraßen aufrechtzu-erhalten. Diese Ableitungsmaßnahmen werden als äußerst positiv dargestellt. „Die gute Zusammenarbeit von Land Tirol mit der Polizei und den Straßenaufsichtsorganen hat sich auch dieses Jahr wieder bewährt“, laut Bericht.
Wir alle wissen, dass Papier geduldig ist und somit ist auch dieser Pressebericht mehr als hinterfragungswürdig. Es mögen vielleicht die Zahlen ungefähr stimmen, jedoch gleicht dies mehr einer Schönrederei eines seit vielen Jahren ungelösten Problems im Bezirk Reutte. Die Anrainer in den Dörfern entlang der B179 – z. B. in Musau – kennen wöchentlich die Realität und diese ist konträr zur Landesveröffentlichung. Kein Wunder, wenn sie größte Zweifel an dieser Aussendung hegen, spüren sie doch jedes Wochenende den sogenannten Transitverkehr als enormen Stau auf der Landes- und sogar ihrer Gemeindestraße, die doch mit dem Ziel zur Sicherheit der heimischen Bevölkerung freigehalten werden sollen.

HOTSPOT MUSAU.
„Den Musauern bleibt der schwarze Peter“, so hieß es in einem Zeitungsartikel. Die Bürger von Musau sind jedes Wochenende die am stärksten Betroffenen und können ein Klagelied von der scheinbar funktionierenden Ableitung singen. Diese funktioniert durch die Straßenaufsichtsorgane großteils nicht. Vor allem die Anrainer der Ortsteile Brandstatt und Roßschläg, denen die Verkehrsproblematik in Musau sehr am Herzen liegt, bestätigen das, was ich selbst jedes Wochenende als Anwohner erlebe. Die Ableitung auf die Schnellstraße im Bereich der Auffahrt bei der Tankstelle Huter ist falsch gewählt, insbesondere dann, wenn die Straßenaufsichtsorgane handyspielend an der Leitplanke lehnen, mit der rechten Hand geradeaus winken und ein erheblicher Anteil der Autofahrer einfach rechts abbiegt, um über die Landesstraße durch Musau zu fahren und das trotz Fahrverbot. Hier stellt sich die Frage der Polizeipräsenz, die leider äußerst sparsam gegeben ist. Die Betroffenen berichten auch, dass einige Gesprächsrunden über die Jahre hinweg bei der BH Reutte geführt wurden, leider bis heute ergebnislos. Zudem stellen die Bürger aus Musau zu ihrem großen Leidwesen fest, dass sie nicht einmal vom Bürgermeister und der eigenen Gemeindeführung unterstützt werden. Der Verkehr scheint für sie nicht zu existieren und die Musauer fühlen sich einfach im höchsten Grade im Stich gelassen. „Es wird nicht besser, sondern immer schlimmer“, berichten die Anrainer, da vermehrt Motorräder, die großen Lärm verursachen, inzwischen die Landesstraße benutzen. Ein neues großes Problem, das die Situation noch weiter eskalieren lässt, ist das Ausweichen auf die Landesstraße durch Musau bei der Rückreise in den Norden, da keine Zurückweisung bei Reutte-Süd auf die B179 stattfindet. Zudem verschärfen die Kontrollen nach dem Grenztunnel die Situation. Die Grünen haben schon dreimal eine genehmigte Blockade organisiert, um wenigstens für Musau eine „verkehrsmäßige Gleichbehandlung“, wie sie die Nachbarorte Pinswang und Pflach genießen, zu erreichen.

PROBLEM FÜR DEN BEZIRK REUTTE.
Musau ist überaus stark betroffen, jedoch spüren auch andere Gemeinden wie Heiterwang, Bichlbach, Lähn, Wengle, usw. die ungelöste und chaotische Verkehrsproblematik. Es ist wohl nicht mehr normal, wenn ein Bürger von Reutte nach Berwang fast eine Dreiviertelstunde unterwegs ist oder sogar Fahrten von einer Stunde von Ehrwald nach Reutte in Kauf genommen werden müssen. – Und wie war das mit der Frage der Sicherheit der Bevölkerung in den genannten Orten, wenn die B179 komplett zu ist, was ja oft genug passiert?

ÜBERREGIONALE LÖSUNG.
Das Pkw- und Lkw-Verkehrsaufkommen wird auch in den nächsten Jahren stetig steigen und nicht nur ein Wochenendproblem bleiben, sondern sich zu einer Ganzjahresbelastung entwickeln. Nicht nur der Musauer Bevölkerung reicht es, auch viele Außerferner fühlen sich allein gelassen, sind frustriert und enttäuscht, dass nicht an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet wird. Parteiinteressen und Meinungsvielfalt sind gut und recht, stellen aber auch gleichzeitig große Hindernisse für eine Gesamtlösung dar. Es ist höchste Zeit, einen Schulterschluss über alle Parteien und Interessensvertretungen hinweg zum Wohle der Außerferner Bevölkerung zustande zu bringen. In den Medien präsent zu sein und immer wieder neue, teilweise nicht umsetzbare Vorschläge einzubringen, sich bei Demonstrationen in der ersten Reihe zu zeigen, lässt mehr auf Eigen-, aber nicht auf Gemeinwohl schließen. Wenn für das Außerfern in der Verkehrsproblematik sich nicht in allernächster Zukunft Entscheidendes bewegt, wird die Blechlawine weiterollen und wir werden überrollt.

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