Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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(K)ein Ende der Gipfelkreuze?

Diskussion um eine Tiroler Tradition

In den vergangenen Wochen wurde, angestoßen vom italienischen Alpenverein, in Südtirol eine angeregte Diskussion über die Zukunft der Gipfelkreuze geführt. Der italienische Alpenverein vertritt dabei die Meinung, dass Gipfelkreuze als religiöse Symbole auf den Bergen nicht mehr zeitgemäß sind. Diese Argumentation schwappte auch nach Österreich über. Wie geht es mit den Gipfelkreuzen in Österreich weiter? Mit dieser Frage beschäftigte sich die RUNDSCHAU.
1. August 2023 | von Johannes Pirchner
(K)ein Ende der Gipfelkreuze?
Am Gipfelkreuz auf der Schneidspitze befindet sich eine Gedenktafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Will der Alpenverein wirklich die Gipfelkreuze entfernen? Nein! Der Präsident des ÖAV, Andreas Ermacora, war in seiner Stellungnahme dafür, dass keine neuen Kreuze auf den Bergen aufgestellt werden sollen. Dem Alpenverein sei wichtig, dass Berg- und Naturwelt in ihrem Ursprung bewahrt werden,  dies findet man auch in den Vereinsstatuten. Weiters ist der ÖAV weder gegen das Kreuz als Symbol noch gegen Gipfelkreuze und schon gar nicht für das Abmontieren der Gipfelkreuze.

WARUM KEINE NEUEN GIPFELKREUZE? Diese Antwort ist einfach und banal. In den vergangenen Jahrhunderten, besonders im 19. Jahrhundert, wurden Gipfel und Erhebungen in Tirol erschlossen und in Gedenken daran Gipfelkreuze aufgestellt. Es gibt in den Tiroler Alpen kaum einen Gipfel, auf dem kein Gipfelkreuz thront. Aus diesem Grund seien auch keine neuen Gipfelkreuze mehr notwendig. Für Dr. Helmut Leuprecht, 1. Vorstand der Alpenvereinssektion Reutte, gehören die Gipfelkreuze ganz klar zu den Alpen und zur Tiroler Kultur. Wir sind in unserer Tradition christlich geprägt und die Gipfelkreuze haben sich als Gipfelmarkierungen ausgezeichnet bewährt. Tibetanische Gebetsfahnen oder andere Markierungen würden zu den Gipfeln der Alpen einfach nicht passen. Anderseits wären in Tibet Gipfelkreuze nicht stimmig mit der Kultur. Auch wenn Gipfelkreuze im Außerfern getauscht oder saniert werden, gibt es im Bezirk weder Rüge noch Ablehnung seitens des Alpenvereins. Die Neuaufstellung eines Gipfelkreuzes geht in vielen Fällen nicht auf eine Initiative des Alpenvereins zurück. So wurde beispielsweise das neue Kreuz auf der Wängler Blachenspitze 2019 von der Landjugend Wängle aufgestellt. Das neue Kreuz auf der Schneidspitze oberhalb von Wängle/Nesselwängle wurde von einer Privatperson finanziert.

DIE SYMBOLIK DER GIPFELKREUZE. Die Tradition, dass auf Bergen bzw. Pässen Gedenkstätten errichtet werden, ist viel älter als es die Gipfelkreuze sind. Auch hatten diese Orte meist einen religiösen Bezug. Schon die Römer und Kelten unterhielten auf Passhöhen kleine Heiligtümer, um für einen sicheren Übergang zu beten und die Wettergötter gnädig zu stimmen. Eines dieser Heiligtümer befand sich auf der Fernpasshöhe. Die Gipfelkreuze entstanden erst im 19. Jahrhundert. im Tiroler
Freiheitskampf wurden die Gipfelkreuze als Zeichen des Widerstands gegen die bayerische Fremdherrschaft aufgestellt. Das Kreuz an sich ist natürlich ein christliches Symbol, neben dieser Symbolik besitzen Gipfelkreuze aber weitere Bedeutungen. Am Gipfelkreuz auf der Schneidspitze ist etwa eine Gedenktafel für die gefallenen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs angebracht, das Kreuz auf dem Thaneller ist der Tiroler Bergwacht gewidmet und erinnert speziell an die verunglückten Kameraden der Heiterwanger Bergwacht. Für viele Menschen haben die Kreuze heute aber keine explizit religiöse Bedeutung, die Kreuze werden als Symbol für einen gelungenen Aufstieg gesehen. Stolz und auch dankbar tragen sich Bergsteiger ins Gipfelbuch ein, das seinen Platz meist beim Gipfelkreuz findet.

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