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Reges Leben im Lech

Initiative „Neubelebung des Fischbestandes im Lech“ zeigt Erfolge

Bisher wurden die Fische in österreichischen Flüssen meist durch bis zu 20 cm lange Jungfische nachbesetzt, die genetisch selten aus unseren Gewässern stammen. Neueste Erkenntnisse stellen diese Praxis in Frage. Im Reich „des letzten Wilden“ zeigt eine darauf basierende Initiative bereits Erfolge.
17. April 2023 | von Markus Arzl
Reges Leben im Lech
Diese und noch viel mehr muntere Cocooning-Jungfische bevölkern jetzt den Lech. Ein großer Erfolg für die Initiative. RS-Foto: Arzl
Von Markus Arzl.
In Lech wurden im Jänner erstmals etwa 5.000 befruchtete Forelleneier in Brutboxen ausgesetzt. Die Eier stammen aus dem Unterlauf des Lechs auf bayerischer Seite und sind daher besonders gut an die hiesigen Lebensbedingungen angepasst. Vor einigen Wochen wurden die Behälter, Cocoons genannt, wieder geöffnet. Die Überraschung war groß, denn die Aktion war unerwartet erfolgreich! Auch ein Filmteam war mit dabei, um diesen Erfolg im Rahmen eines Lehrfilms über moderne Besatzungsmaßnahmen zu dokumentieren. 

Cocooning im Lech.
Wolfgang Schweißgut von der „Initiative Neubelebung Fischbestand im Lech“ war sichtlich begeistert, als er mir vor Kurzem von den aktuellen Erfolgen der Initiative berichtete. Sie hatten Anfang des Jahres 5.000 befruchtete Forelleneier in Brutboxen im Lech vergraben: „Ortsansässige Fischer, die das Gewässer gut kennen, haben zusammen mit DI Georg Holzer – dem österr. Cocooning-Papst – und dem Tiroler Fischereiverband versucht, ideale Plätze für die Positionierung der Brutkästen, den ,Cocoons‘, zu finden. Das Wasser muss klar sein, die Strömung stimmen und der Untergrund genau die richtige Körnung aufweisen. Das ist wichtig für den Bruterfolg. Zuerst mussten aber geeignete Fischeier gefunden werden. Denn sehr viele der in Österreich verkauften Jungfische stammen von dänischen Fischen ab. Dank dem Fischmeister vom Plansee, Wolfgang Bäuerle, haben wir Fischeier aus dem Unterlauf des Lechs bekommen.“ Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband berichtet zu dem Thema: „Mit dieser nachhaltigen Methode können wir sicherstellen, dass die Jungfische an das Gewässer geprägt und optimal an die vorherrschenden Bedingungen angepasst sind. Das sind wesentliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Besatzfischen aus Fischzuchten.“ Vor einigen Wochen wurden diese Brutboxen wieder geöffnet. Auch das erfordert viel Erfahrung. Denn, wenn die Boxen zu früh geöffnet werden, sind die winzigen Fischlein noch nicht ganz ausgebildet und haben eine geringere Überlebenschance. Zu spät sollte man allerdings auch nicht dran sein. Ideal ist es, wenn noch ein kleiner Dottersack am Fischlein erkennbar ist. Genau dieses Stadium haben die Akteure auch erwischt. Und sie haben alle miteinander ordentlich gestaunt: Aus den etwa 5.000 Fischeiern hatten sich knapp 4.000 Jungfische entwickelt. „Das sind Schlupfraten, die auch von industriellen Fischzuchten kaum übertroffen werden“, meint Wolfgang Schweißgut dazu. Außerdem wurden auch etwa 25.000 befruchtete Eier in künstlichen Nestern ausgesetzt. Mit dieser Methode entwickeln sich – wie bei der natürlichen Vermehrung auch – allerdings nur ca. zehn Prozent der Eier zu Jungfischen. Insgesamt dürften also aktuell etwa 6.000 Jungfische im Lech schwimmen, die – vom ersten Flossenschlag an – an das Leben im Lech gewöhnt sind. „Mit etwas Glück erreichen etwa zwei Dutzend davon eine Größe von 40 cm.“

Initiative Neubelebung Fischbestand im Lech.
Im Jahr 2020 wurde die ALFFA Gewässerstudie veröffentlicht. Der Lech nahm dabei einen besonderen Stellenwert ein. Die Studie bescheinigt dem Lech einen guten Zustand in vielen wichtigen Bereichen, wie Gewässermorphologie, Umland und Umlandnutzung. Sie bestätigt aber auch den schlechten Zustand des Lebens unter Wasser. Dies war Anstoß, Anfang 2021 eine Initiative zur Wiederbelebung des Fischbestandes im Lech zu gründen. Schnell schlossen sich mehrere Pächter und Bewirtschafter der Bewegung an. Sie wird von Wissenschaftlern, dem Tiroler Fischereiverband und dem Revierausschuss des Bezirkes Reutte unterstützt. Die Initiative setzt sich zum Ziel, eine sich selbst erhaltende Wildfischpopulation durch nachhaltige Eigenvermehrung im Lech aufzubauen. 

Bessere Lebensbedingungen für Fische.
Die Lebensbedingungen für Fische werden am Lech laufend verbessert. Die Initiative Neubelebung Fischbestand im Lech ist bemüht, auch dazu beizutragen. • So sollen von Vils bis Steeg über 15 Zubringer und Seitengerinne wieder an das Lechsystem angebunden bzw. optimiert werden. Dieser Vorschlag wurde bereits auch schon von den Verantwortlichen übernommen – ein weiterer Erfolg. • Moderne und auf Nachhaltigkeit abzielende Regeln für die Befischung wurden bereits für die Saison 2021 eingeführt. So wird nun nur noch mit Schonhaken gefischt, die Äsche wurde unter Schutz gestellt (Entnahmeverbot). Ebenfalls geschützt sind große Bachforellen. „Speziell die großen Laichtiere sind für den Populationsaufbau besonders wertvoll, da sie u. a. über viel Erfahrung bei der Auswahl geeigneter Laichstellen verfügen und deutlich fruchtbarer als jüngere Forellen sind“, betont der Gründer der Initiative, Wolfgang Schweißgut. • Für den Besatz kommen nur noch die oben geschilderten Maßnahmen oder sehr junge (Ur-)Forellen und junge heimische Äschen infrage. Der bis anhin übliche Fischbesatz mit älteren Fischen aus Fischzuchten wird nicht mehr praktiziert.

Wildverlaichung am Lech?
Werden denn im Lech irgendwann wieder hauptsächlich Fische schwimmen, die auch im Lech gezeugt wurden? Wolfgang Schweißgut hat dazu eine klare Meinung: „Ja! Ich glaube, dass wir das in fünf bis sieben Jahren schaffen können. Zumindest in jenen Bereichen, in denen wir zeitgemäße Methoden umsetzen.“ Großzügig gesponsert hat die ganze Aktion dankenswerterweise der Fischerei-Ausbilder „Fishing-King“. Dieser hat das Geschehen auch mit einem Filmteam begleitet. Noch vor dem Sommer soll ein neuer Ausbildungs-Film fertig sein, in dem die am Lech erzielten Erfolge vorgezeigt werden können. Die Cocooning und Artificial Nests Aktionen des Tiroler Fischereiverbandes wurden zudem vom Land Tirol gefördert.

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