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Auf dem Holzweg zwischen Osttirol und dem Außerfern

Junger Künstler aus Prägraten pendelt wegen seiner Leidenschaft für die Holzbildhauerei von Osttirol nach Elbigenalp

Manuel Egger-Budemair ist an der privaten Schnitzschule Geisler-Moroder als Lehrbeauftragter seit Jahren erfolgreich und renommiert. In einem sehr persönlichen Gespräch hatte ich Gelegenheit, seine künstlerischen Beginne und sein Wirken im Außerfern kennenzulernen.
18. Juli 2022 | von Michaela Färber
Auf dem Holzweg zwischen Osttirol und dem Außerfern
Der junge Osttiroler Holzbildhauer Manuel Egger-Budemair unterrichtet seit
drei Jahren in der privaten Schnitzschule von Geisler-Moroder in Elbigenalp.RS-Fotos: Färber
Von Michaela Färber.
„PAPA, I WILL SCHNITZEN!“
RUNDSCHAU: Beschreibe bitte deinen beruflichen Werdegang.
Egger-Budemair: Mein Papa ist Tischler, ich bin in seiner Werkstatt groß geworden. Mit zirka sieben Jahren habe ich den Wunsch geäußert, Schnitzen zu lernen. Er war begeistert und hat mir gleich Zirbenholz und Werkzeug sowie sein Know-how zur Verfügung gestellt.
Meine ersten Motive waren Krippenfiguren – „Larven“ – und später eine Herrgottsfigur, die ich aber völlig misslungen fand und deshalb einfach weggeworfen habe. Mein Vater hat sie allerdings ohne mein Wissen „hinter- getan“ – also in einer Kiste heimlich aufbewahrt. Erst Jahre später bin ich zufällig darauf gestoßen und war sehr berührt. Diese erste – damals als völlig „verhunzt“ erachtete Skulptur – hängt heute in meiner Werkstatt.

RS: Wie bist du nach Elbigenalp gekommen?
Egger-Budemair: Nach vier Jahren NMS Virgen stellte sich mir natürlich die Frage, wie es beruflich weitergehen wird. Meine Leidenschaft für die Schnitzkunst war ungebrochen und so entschied ich mich für die Fachschule für Kunsthandwerk und Design in Elbigenalp, wo ich den vierjährigen Zweig für Bildhauerei wählte. Ich bekam hier nicht nur eine solide und umfassende Ausbildung, sondern auch immer wieder Gelegenheit, mit Auftragsarbeiten mein Taschengeld aufzubessern. Das Außerfern hat mir von Anfang an sehr gut gefallen, Heimweh hatte ich eigentlich nie. Trotzdem wollte ich nach dem Schulabschluss zurück nach Osttirol, wo ich mich mit nur 18 Jahren als selbstständiger freischaffender Künstler in Prägraten niederließ. Ich fertige hauptsächlich Auftragsarbeiten an und habe mich vor allem auf die Krippenszene spezialisiert. Aber es werden immer wieder auch Holzportraits und Arbeiten aus dem sakralen Bereich nachgefragt. Auch meine Gemälde in Acryl-Öl-Buntstift-Mischtechnik verkaufen sich gut.

FASZINATION HOLZ.
RS: Du bezeichnest dich als begeisterten Holzbildhauer. Worin besteht für dich die Faszination des Werkstoffes Holz?
Egger-Budemair: Am liebsten arbeite ich nach wie vor mit heimischem Zirbenholz. Es ist sehr weich, gesund für Atmung und Herz, riecht gut und hat mit seinen vielen Harzeinschlüssen eine interessante Oberfläche. Allerdings dunkelt es im Außenbereich durch Sonne und Mond stark nach, deshalb verwende ich inzwischen für Werkstücke mit viel Relief und Kontrasten auch immer öfter Lindenholz.
Mein liebstes Motiv ist die Anatomie des menschlichen Körpers und es ist immer wieder toll zu erleben, wie aus einem Stück Holz schrittweise etwas sehr Lebendiges entsteht. In letzter Zeit habe ich mich zusehends mit „Silhouettenschnitzerei“ beschäftigt, die mit der Kettensäge gefertigt wird und eine sehr spannende Oberflächenstruktur hat.

LEHREN UND WIRKEN.
RS: Wie bist du zu deiner Lehrtätigkeit an der privaten Schnitzschule hier in Elbigenalp gekommen?
Egger-Budemair: Professor Rudolf Geisler-Moroder gründete 1951 im Auftrag der Tiroler Landesregierung eine Werkstätte für Heimatindustrie. Seit 1958 besteht hier ein überregional bekannter Holzbildhauerbetrieb.
Die Schule finanziert sich inzwischen zur Gänze durch Kursbeiträge. Diese Workshops finden unter fachmännischer Leitung von zirka 30 Lehrbeauftragten ganzjährig und auf den verschiedensten Niveaus statt. Von Basiskursen für absolute Laien bis hin zu Fortgeschrittenenkursen für Profis wird ein vielfältiges Programm für alle künstlerisch Interessierten angeboten, das gastronomisch attraktiv umrahmt wird.
Ich selbst bin hier seit gut drei Jahren tätig und es macht mir großen Spaß. Mit insgesamt sechs Wochen Kursleitertätigkeit, auf drei Kurse von je zwei Wochen aufgeteilt, hält sich meine „Pendelei“ zwischen Osttirol und dem Außerfern in Grenzen und ermöglicht mir dennoch meinen Traum vom Leben als freischaffender Künstler.

RS: Vielen Dank für dieses interessante Gespräch.
Auf dem Holzweg zwischen Osttirol und dem Außerfern
Egger-Budemairs Silhouettenschnitzereien werden mit der Kettensäge gefertigt.

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