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Mit der Seele gespielt

28. Jänner 2020 | von Nina Zacke
Mit der Seele gespielt
Mit Beifall überschüttet wurden Bence Bubreg, Felix Niederstätter sowie Sàra, Levente und Màrton Bubreg am Ende ihres begeisternden Konzerts in der Reuttener Musikschule. RS-Foto: Gerrmann

„Bubregs in Concert“ begeisterte in der Reuttener Musikschule


Eine große Zukunft kann man ihnen nicht voraussagen – denn die hat für Bence (18), Màrton (15), Sàra (14) und Levente (11) Bubreg schon längst begonnen. Das spürte man am Samstag bei „Bubregs in Concert“ im Lina-Thyll-Saal der Landesmusikschule Reutte Außerfern einmal mehr ganz deutlich.

Von Jürgen Gerrmann

Vor 17 Jahren waren Linda und Attila Bubreg als Lehrer an die Reuttener Musikschule gekommen – nicht nur aus Sicht deren Leiters Tobias Lämmle war dies der Startschuss zu einer „wahren Erfolgsgeschichte“, die sich auch in diesem „Familienkonzert“ widerspiegelte. Ihr musikalisches Rüstzeug haben alle vier Kinder im Außerfern erworben, drei erblickten dort auch das Licht der Welt. „Der Name Bubreg steht für Qualität aus höchstem Niveau“ – wohl alle im Saal gaben auch da Tobias Lämmle recht. Die Vorfreude auf die vier, deren Preise, die sie in ihren jungen Jahren schon einsammeln konnten, man kaum mehr aufzuzählen vermag, war förmlich mit den Händen zu greifen. Und diese Stimmung hielt das ganze Konzert über an. Georg Philipp Telemanns Concerto Primo in G-Dur war dabei ein tolles Opening: Sàra mit der Querflöte, Levente mit dem Fagott, Màrton mit dem Saxophon und Bence mit der Klarinette gaben in ihrer Interpretation des eigentlich für Flöte, Violine, Violoncello und Basso Continuo geschriebenen ersten „Pariser Quartetts“ fröhlich-tänzelnd die Lebensfreude und Lebensfülle des Barock wieder und weiter.
TIEFES AUFATMEN.

Fantastisch auch das Solo von Levente mit seinem Fagott, das (derzeit noch) größer als er selbst zu sein scheint: Bei Benedetto Marcellos Sonata Nummer 2 in e-Moll flogen die Töne und die Finger ebenfalls, dass es eine wahre Pracht war. Und das ebenso tiefe wie erleichterte Aufatmen des kleinen Musikers am Ende dieses durchaus herausfordernden Barock-Stückes konnten wohl alle nachvollziehen – und bedachten auch das mit fröhlich-heiterem Applaus. Die ausklingende Romantik spürte man wiederum bei der Bubreg-Adaptierung dreier der „Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier“. Màrtons Saxophon übernahm dabei die Rolle des Saiteninstruments, und sowohl beim Andante als auch beim Allegro con moto und beim Moderato konnte man sich am musikalischen Dialog der beiden Brüder begeistern, sich mitten in die Klangfülle hineinbegeben, förmlich in den Tönen baden. Nicht vergessen darf man dabei freilich auch Felix Niederstätter, der ein einfühlsamer Begleiter am Klavier war, sich bei der Zugabe am Ende des Konzerts übrigens auch als begnadeter Jazzer entpuppte.

ZWEI AUF SCHWIERIGEM TERRAIN.

Ganz allein brillierte auch Sàra Bubreg auf schwierigem Terrain: Bei ihrer Version von Arthur Honeggers musikalischer Tierstudie „Ziegentanz“ sah man die Geiß vor dem inneren Auge zunächst neugierig-vorsichtig tappen und dann munter durchs Gelände springen. Bei Dmitry Shostakovichs Stücken für zwei Violinen und Klavier vermochte das Publikum in der Bubreg-„Übersetzung“ (Saxophon und Klarinette statt der Streichinstrumente) abermals eine Einladung zum Träumen annehmen: Es schien auf jeden Fall, als habe der russische Komponist Dmitry Shostakovich sein Werk genau für diese Besetzung geschrieben.
Keine leichte Kost war danach der „Mai“ des japanischen Saxophonisten Ryo Noda – sowohl für große Teile des Publikums als auch für den Solisten: Doch Màrton meisterte diese riesige Herausforderung mit Bravour, ließ die Töne fantastisch harmonisch auf- und abschwellen – ohne dass man es irgendwann als Bruch empfand – in der Fantasie Knospen aufspringen und Insekten wuseln.
Und in seiner Interpretation wurde sogar die Stille zwischen den Tönen zur Musik. „Slowly and expressively“ – der erste Satz von Aaron Coplands Konzert für Klarinette und Streichorchester machte bei Bence seinem Namen alle Ehre. Oder umgekehrt ausgedrückt: der Musiker auch der Komposition. Langsam und ausdrucksvoll – der junge Reuttener legte auf jeden Fall sein ganzes Gefühl in dieses Stück. Für seinen Bruder Màrton war die Czarda für Saxophon und Klavier ein „ungarisches Heimspiel“, obwohl sie aus der Feder eines Spaniers (Pedro Itturalde) stammt: Dank ihm konnte man die ganze Bandbreite der weiten „magyarischen Säälä“ in vollen Zügen genießen – von zu Tode betrübt bis himmelhoch jauchzend. 1, 2, Wiegeschritt: Alle vier Bubregs stellten dann mit dem „Tango Virtuoso“ des Franzosen Thierry Escaich unter Beweis, dass sie auch auf den südamerikanischen Parkett glänzend zurechtkommen. Es war ein heiteres Tüpfelchen aufs I einen Konzerts vierer schon jetzt hochklassiger Musiker. Deren Können eben nicht nur darin besteht, ihre Instrumente technisch zu beherrschen. Sondern sich schon in solch jungen Jahren auch darauf verstehen, nicht nur mit den Fingern zu spielen. Sondern auch mit ihrer Seele.

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