Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Pro und Contra Windpark Ehrwald

Gut besuchte Informationsveranstaltung sorgte für viel Diskussionsstoff

Bis zu elf 150 Meter hohe Windkraftanlagen sollen auf dem Ehrwalder Hochplateau „In den Thörlen“ platziert werden, die ca. 43.000 Haushalte mit „sauberen“ Ökostrom versorgen können – so das Versprechen der Investorfirma „Im Wind“, die bereits Anfang 2023 auf die Gemeinde Ehrwald zukam. Am Montag, dem 15. Jänner, hatte erstmals die Ehrwalder Bevölkerung die Möglichkeit, sich über das Großprojekt zu informieren. Der Informationstag sorgte für reichlich Diskussionsstoff.
16. Jänner 2024 | von Juliane Wimmer
Die Firma „ImWind“ aus Niederösterreich erklärte am Informationstag für die Bürge ausführlich ihre Pläne für die Stromgewinnung mit bis zu elf Windrädern auf dem Ehrwalder Hochplateau „In den Thörlen“. RS-Foto: Wimmer
Lautes Stimmengewirr schlug mir entgegen als ich am vergangenen Montag gegen 17 Uhr den Ehrwalder Zugspitzsaal betrat. Auf mehreren Infowänden befanden sich aufschlussreiche Fotos, Karten und detaillierte Informationen zum geplanten „Windpark Oberleiten“. Mehrere „Im Wind“-Mitarbeiter erklärten den interessierten Bürgern Details und beantworteten geduldig Fragen. Wer sich alles angeschaut hatte, fand sich in kleinen Gruppen zusammen und diskutierte über die hier präsentierten Informationen. Auch Bürgermeister Markus Köck sowie zahlreiche Gemeinderatsmitglieder aller Fraktionen beteiligten sich an den Gesprächen.

DERZEITIGER PLANUNGSSTAND. Projektentwickler DI Michael Pölzler erklärte die Auswahl des Projektgebietes wie folgt: „Nach einer computer-basierten Analyse wurde auf dem Hochplateau eine Vor-Ort-Begehung mit Biologen, einem Geologen, Bautechnikern und einem Transportspezialisten (allesamt mit jahrelanger Erfahrung in der Branche) durchgeführt. Dabei bestärkte sich der Eindruck, dass es sich um ein sehr geeignetes Gebiet samt bereits gut ausgebautem Wegenetz handelt. Nichtsdestotrotz wäre eine weitere ca. ganzjährige Windmessung notwendig, um die tatsächlichen Winddaten zu erfassen. Parallel zur Windmessung würden ausführliche Naturschutzuntersuchungen durchgeführt werden. Anschließend braucht es eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Eine Inbetriebnahme der Anlage wäre frühestens Ende 2031 möglich.“

STIMMEN DAFÜR. Arno Z. zeigte sich überzeugt von den Argumenten der Windkraftexperten. Vor allem die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung in Form einer Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaft samt garantierten Stromtarif für 20 Jahre (12 ct/kwh) gefällt ihm: „Das klingt nach einem guten Angebot für den Bürger und die Gemeinde. Letztere kann mit den Zusatzerlösen aus den Verträgen (ca. 350.000 Euro jährlich) andere wichtige Projekte unterstützen. Außerdem müssen auch wir etwas tun, wenn wir das Ziel des Landes Tirol, über 50% der noch vorhandenen fossilen Energieerzeugung bis 2040 durch erneuerbare Energien zu ersetzen, verwirklichen wollen. Dies dient nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der Sicherstellung unserer Energieversorgung im eigenen Land.“

STIMMEN DAGEGEN. Christian F. ist gegen den Windpark. Er hält nichts von Windkraftanlagen in Tirol bzw. in den Bergen. „Warum muss man Grünland zerstören, um Grüne Energie zu produzieren?“, fragt er sich. Fasser hat drei Jahre in Norddeutschland (Schleswig Holstein) gearbeitet und mitbekommen, wieviel Aufwand für die Errichtung eines Windparks notwendig ist. „Da wird verdammt viel hingemacht“, sagt er und fährt fort: „Und dann stehen die Räder oft still, weil der Strom nicht eingespeist werden kann und das Netz überlastet ist. Ich plädiere eher dafür, bereits bestehende versiegelte Flächen mit Photovoltaik-Anlagen zu bestücken. Mehr Brainstorming ist nötig, wir sollten nicht gleich auf das erstbeste Angebot aufspringen.“

WEITERE STIMMEN. Judith S. ist nach ihrem Informationsgang noch unentschlossen: „Das kling ja alles gut, doch es ist ein riesiger Eingriff in unsere Natur, der muss gut überlegt sein.“ Sie will sich noch weiter informieren. Joseph McC. und Cornelia K. leben bereits seit 24 Jahren in Ehrwald. Er ist studierter Physiker und meint, auch in Zukunft werden Kernkraftwerke nötig sein. Die Erneuerbaren Energien allein werden nie reichen, um unseren Energie-Bedarf zu decken. Seine Frau sieht den hohen Aufwand eines Windparks kritisch und plädiert eher für Photovoltaik in Form von kleinen, leistbaren Einheiten an jedem Privathaus. Robert K. meint, durch besseres Energie-Sparen kann jeder Einzelne auch einen wichtigen Beitrag leisten.

BÜRGERBEFRAGUNG KOMMT. Noch ist nichts beschlossen. (Thörlen-) Substanzverwalter Mario Leitner betonte im Gespräch mit der RUNDSCHAU: „Natürlich wird unsere ,Liste Eins‘ das nicht alleine entscheiden. Die Bürger sollen mitreden.“ Bürgermeister Markus Köck unterstützt diese Aussage und erklärte: „Ich denke für die Firma ,Im Wind‘ war diese Veranstaltung auch eine Art Stimmungsbarometer. Wenn sie nach wie vor an ihren Plänen festhalten, dann wird eine Bürgerbefragung kommen.“
Pro und Contra Windpark Ehrwald
Die Karte zeigt die Standorte der geplanten 11 Windkraftanlagen, dessen selbst produzierter Strom durch ein ca. 8 km langes Erdkabel transportiert und im Umspannwerk in Biberwier eingespeist werden soll. RS-Foto: Wimmer

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