Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Top aufgestellt für die berufliche Zukunft

Das Angebot an Schultypen ist im Bezirk Reutte groß

Die Jugendlichen aus dem Bezirk Reutte können, was ihre schulische und berufliche Zukunft betrifft, aus dem Vollen schöpfen. Trotzdem – oder gerade deshalb – ist die Entscheidung, in welchem Schultyp das neunte Pflichtschuljahr absolviert wird, schwierig. „An irgendeinem Punkt muss man den Sprung ins Ungewisse wagen. Erstens, weil selbst die Entscheidung falsch ist, wenn sie zu spät erfolgt. Zweitens, weil es in den meisten Fällen so etwas wie eine Gewissheit gar nicht gibt.“ (Lee Iacocca – US-amerikanischer Pionier und Autor).
8. April 2024 | von Bruno Dengg
Top aufgestellt für die berufliche Zukunft
Der Trend ist ungebrochen – die Berufsbildenden höheren Schulen BHAK, HLW und HTL sind auch im kommenden Schuljahr 2024–25 sehr gefragt. RS-Foto: Bruno Dengg
GEWISS – UNGEWISS? Sicher ist, dass Smartphone, Internet und Social Media unseren Alltag prägen und ohne IT und Elektronik vieles nicht möglich wäre. Kinder und Jugendliche lernen von klein auf, diese Geräte zu beherrschen – deshalb prägt die Digitalisierung die zukünftigen Arbeitsabläufe und folglich eine große Anzahl von Berufen. Dieser Bereich wird auch weiterhin entscheidend unser privates sowie berufliches Leben beeinflussen. Auch die Medienbranche gewinnt zunehmend an Bedeutung und eröffnet viele neue Berufsmöglichkeiten, auch ohne gleich Influencerin und Influencer, Bloggerin und Blogger oder Steamerin und Streamer zu werden. Fotomedienfachleuten, Webdesignerinnen und Webdesignern und dual Studierenden wird eine rosige Zukunft vorausgesagt. Als besonders zukunftsfähige Berufe gelten jene im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Auswertung einer Pisa-Studie, bei der die Traumberufe der 15-Jährigen abgefragt wurden, brachte ein überraschendes Ergebnis: Die genannte Altersgruppe, also alle Userinnen und User von Social Media mit Affinität zu neuen Technologien und künstlicher Intelligenz, träumten von und wünschten sich traditionelle Berufe wie vor 15 Jahren, z.B.  Ärztin/Arzt, Ingenieurin/Ingenieur, Lehrerin/Lehrer und Berufe im kaufmännischen und handwerklichen Bereich. Ungewiss ist allerdings, ob es diese in zehn bis 15 Jahren noch geben wird, denn Automatisierung und künstliche Intelligenz werden einfache Jobs in der Produktion ersetzen und viele Bürotätigkeiten obsolet machen.

AUS REUTTENER SICHT. Die Anmeldefrist zu den einzelnen Schultypen ist mit Ende Februar abgelaufen, die Zusagen – leider auch Absagen – werden in diesen Tagen versendet. Derzeit haben sich an der BHAK Reutte 31, an der HLW Reutte 30, an der HTL Reutte 47, am BG/BRG Reutte (Oberstufe) 47, an der PTS Reutte 62 und an der PTS Elbigenalp 17 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Der Richtigkeit halber muss erwähnt werden, dass das Anmeldeverfahren an den PTS weiterhin noch läuft und noch nicht abgeschlossen ist. Schaut man sich diese Zahlen an, so kann ein eindeutiger Trend zu den Berufsbildenden höheren Schulen und zu den Polytechnischen Schulen festgestellt werden. Der Weg der Absolventinnen und Absolventen des letzteren Schultyps führt sehr häufig zur Erlernung eines kaufmännischen oder gewerblichen Lehrberufes, den sie sich nach Belieben im Bezirk Reutte aussuchen können, denn es gibt derzeit viel mehr offene Stellen als nachfragende. Der Bezirk Reutte ist zusammen mit dem  Bezirk Innsbruck-stadt der erfolgreichste in Bezug auf Lehrlingsausbildung. Laut Zahlen der WKO mit Stand vom 31.12.2023 gibt es 564 Mädchen und Burschen mit einem Lehrvertrag, was einen Zuwachs von 3,1 % (der höchste in Tirol) gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das Außerfern glänzt auch – worüber sich WKO-Bezirksstellenleiter Bgm. Wolfgang Winkler sehr freut – als einziger Tiroler Bezirk mit einem Zuwachs an Lehrbetrieben auf nunmehr 151. Dass die Berufsbildenden höheren Schulen im Bezirk boomen, hängt sicherlich auch mit ihrem Konzept zusammen: Berufsbezogene und trotzdem breit aufgestellte Ausbildung, verpflichtende Praktika zwischen dem 2. und 5. Jahrgang,  gepaart mit Allgemeinbildung, interessanten Schwerpunkten, die der jeweiligen Marktlage angepasst werden und großen Chancen für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind der Schlüssel zum Erfolg. So werden an der BHAK der Schwerpunkt Multimedia und Marketing, an der HLW die Schwerpunkte Tourismus und Event-Management sowie Gesundheit- und Sozialmanagement und an der HTL der Schwerpunkt Robotik und Mechatronik angeboten. Etwas mehr als 50 Prozent der Absolventinnen und Absolventen stehen nach Beendigung der Ausbildung dem heimischen Arbeitsmarkt als fundierte Fachkräfte zur Verfügung.

WEITERE UNUMGÄNGLICHE SCHRITTE FÜR REUTTE. Das Außerfern ist auf dem besten Weg zu einem gefragten Bildungsstandort zu werden. Ein Meilenstein war die Implementierung der HTL und 2023 die Erlangung der Selbstständigkeit. Bei seinem Besuch an der Schule in Reutte führte Bildungsminister Dr. Polaschek unter anderem aus: „Für die Region bedeutet dieser Schultyp eine Absicherung der zentralen und zukunftsorientierten Fachkräfteausbildung in den Bereichen Digitalisierung, Technik und Wirtschaft.“ In das gleiche Horn stößt WKO-Bezirksstellenleiter Bgm. Wolfgang Winkler und meint: „Reutte ist gefragt – Höchstschülerzahlen an den berufsbildenden Schulen, Lehrlinge im Plus.“ Dies bedeutet aber auch, dass weitere Begleitmaßnahmen in allernächster Zukunft unabdinglich notwendig sind: Der Bezirk darf keine Abwanderung von jungen Leuten und zukünftigen Arbeitskräften erleben, eine „Zuwanderung“ wäre sogar gefragt, da das Außerfern sein Angebot an Arbeitsplätzen sehr erweitert hat. Deshalb sollte das Projekt Mensa für das Schulzentrum so schnell wie möglich umgesetzt und auch ein Heim für auswärtige Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge errichtet werden. Dass eine Heimlandschaft funktionieren kann, zeigen die Beispiele der Fachschule für Kunsthandwerk und Design in Elbigenalp sowie der Campus Gesundheit in Ehenbichl sehr deutlich. Wie so oft in der Wirtschaft könnte ein Relaunch in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.