Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Welttag der Frauen

Lesung in der Bücherei Reutte zu Adelheid Popp und ihrer Arbeit in der Politik

In der Bücherei Reutte wurde aus dem Buch „Jugend einer Arbeiterin“ von Adelheid Popp gelesen. Vortragende waren Sabina Beirer und Christine Raffl, musikalisch begleitet von Agnes Ihrenberger.
11. März 2024 | von Maria Kofelenz
Welttag der Frauen
Sabina Beirer, Christine Raffl und Agnes Ihrenberger vor dem Portrait von Adelheid Popp. RS-Fotos:M. Kofelenz
Zum Welttag der Frauen luden die  Grünen Frauen Reutte gemeinsam mit der Bücherei Reutte zu einer Lesung. Im Zentrum stand das Buch „Jugend einer Arbeiterin“. Dieses wurde von Adelheid Popp geschrieben und 1909 erstmals veröffentlicht. Die Veranstaltung war gut besucht, sogar bei Männern fand das Thema Anklang. Während Sabina Beirer die Lesung moderierte und erzählte, las Christine Raffl Passagen aus dem bewegenden Text. Das Ganze untermalte Agnes Ihrenberger musikalisch mit Liedern aus der Arbeiterwelt.

ADELHEID POPP. Die beiden Vortragenden stellten Adelheid Popp in den Mittelpunkt, passend zum Weltfrauentag,  da sie sich politisch schon vor 1900 für die Arbeiterinnen einsetzte und dann auch die erste Berufspolitikerin Österreichs wurde. Im Buch berichtet sie von ihrem Lebensschicksal als Arbeiterin, das aber gleichzeitig auch das von Hunderten anderen war. Anfangs schildert sie die Atmosphäre zuhause, mit einem alkoholkranken Vater, der starb, als sie sechs war und eine Mutter hinterließ, die fünf Kinder versorgen musste. Ihre Eltern vertraten zudem die damals herrschende Meinung, dass drei Jahre Schule ausreichend wären und so musste sie schon sehr früh arbeiten gehen und auch Geld, z. B. mit Neujahrwünschen, verdienen. Als die Familie in eine Stadt zog, fand Adelheid in einer Fabrik Arbeit, um dort Tücher zu häkeln. Sie nahm die Arbeit oft mit nach Hause. Des Weiteren berichtete sie, dass die vor allem die weiblichen Angestellten den Arbeitgebern ausgeliefert waren und Angst hatten, ihre Arbeit zu verlieren und so alles hinnahmen. Einige ihrer Kolleginnen mussten, wenn sie die Zustände nicht mehr ertrugen, die Fabrik verlassen und wurden in die Prostitution gezwungen. Adelheid fing dann aber an, sich neben der Arbeit fortzubilden und nahm Interesse an Politik. Sie selbst kannte keine andere Frau, die sich für Politik interessierte, da Politik damals noch ein Männerthema war. Ihr Bruder nahm sie mit zu einer sozialdemokratischen Versammlung, bei der sie die einzige Frau war. Einige Zeit später hielt sie ihre erste Rede, forderte Aufklärung, Bildung und Wissen für Frauen. Daraufhin wurde sie aufgefordert, einen Artikel für eine Fachzeitschrift zu schreiben. Sie arbeitete dann 11 Stunden täglich in der Fabrik, nahm nebenher an den Versammlungen teil und setzte sich für die Rechte der Frauen ein.
Das Buch ist in einer Neuauflage 2019 erschienen, im Buchhandel aber auch in der Bücherei Reutte erhältlich.
Welttag der Frauen
Ausgesprochen gut besucht war die Lesung zum Weltfrauentag in der Bücherei Reutte. RS-Foto: Maria Kofelenz

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