Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Der Spiegel in Musau – ein Sinnbild für die Gemeindepolitik

Schaut man zurück sieht man nichts, schaut man nach vorne, sieht man auch nichts

Der Gemeinderat von Musau beschloss in seiner Sitzung am Donnerstag, dem 30. November, einstimmig die Selbstauflösung nach § 27(2) TGO. Die Gemeinde wird in den kommenden Monaten von einem bestellten Amtsverwalter „geführt“ werden, der nur laufende und unaufschiebbare Sachen erledigt … und wiederum herrscht Stillstand.
5. Dezember 2023 | von Von Bruno Dengg
Der Spiegel in Musau – ein Sinnbild für die Gemeindepolitik
Der Spiegel in Musau, ein Spiegelbild für die Gemeindepolitik?RS-Foto: Dengg
Von Bruno Dengg


Es herrschte wahrlich eine eigenartige Stimmung am vergangenen Donnerstag um 19 Uhr im „Musigstadl“ von Musau, dem Ort, an dem diese finale Gemeinderatssitzung abgehalten wurde. Wenige Minuten vor 19 Uhr kamen die Gemeinderätinnen und -räte und nahmen ihre Plätze  ein. Auf der linken Seite konnten die anwesenden Gemeindebürgerinnen und -bürger – ganze acht an der Zahl – die nun folgende letzte Gemeinderatssitzung vor der Selbstauflösung live miterleben. Pünktlich um 19 Uhr eröffnete Bürgermeister Wachter die Sitzung und begrüßte die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer sowie die Gemeinderätinnen und -räte. In wenigen Worten erklärte er, dass nur über einen einzigen Tagesordnungspunkt, nämlich die Selbstauflösung, abzustimmen sei. Er bedankte sich für die langjährige Zusammenarbeit bei den Gemeinderätinnen und -räten und war der Meinung, dass in Musau mehr das „Wir“ als das „Ich“ notwendig wäre. Vielleicht hat sich bei diesen Worten die eine oder der andere wohl gedacht: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“

DIE AUFLÖSUNG DES GEMEINDERATES per 30.11.2023 wurde einstimmig per Akklamation beschlossen. Wortloses Handheben ohne eine einzige Bemerkung oder Äußerung durch die Gemeinderätinnen und -räte. Bürgermeister Wachter erklärte nach dieser „Abstimmung“, dass das Ergebnis der Beschlussfassung einen Tag später an die Bezirkshauptmannschaft Reutte gemeldet werde. Gute fünf Minuten – das war’s. Für Außenstehende unverständlich, geisterhaft anmutend und nicht nachvollziehbar, jedoch rekordverdächtig für das Guinnessbuch.

WIE GEHT ES NUN WEITER? Das Land wird zeitnah einen Amtsverwalter bestellen, dem ein Beirat, bestehend aus dem ehemaligen Bürgermeister und Gemeindevorstand zur Seite gestellt wird. Der Amtsverwalter hat laufende und unaufschiebbare Sachen zu erledigen, ansonsten herrscht Stillstand. Die Bezirkshauptmannschaft Reutte hat innerhalb einer bestimmten Frist die Neuwahl von Gemeinderat und Bürgermeister auszuschreiben. Erst nach den Neuwahlen und mit der konstituierenden Sitzung wird der Amtsverwalter Musau wieder abgeben und eine neue Ära kann beginnen.

WARUM NICHT SCHON VOR EINEINHALB JAHREN? Im Februar 2022 fanden in Tirol Gemeinderatswahlen statt. Damals wurde in Musau weder ein Wahlvorschlag zur Wahl des Gemeinderates noch zur Wahl des Bürgermeisters eingebracht. Die bestehende Gruppierung beschloss damals, weiter politisch tätig zu sein. Warum gerade nur eineinhalb Jahre später schon die absolute Trendwende? Die Bevölkerung kann nur mutmaßen. Gab es eventuell noch schwebende Verfahren, die abgeschlossen werden sollten bzw. Projekte, die der Gemeinderat noch unbedingt für sich verbuchen wollte? Tatsache ist, dass in einer der letzten Gemeinderatssitzungen beschlossen wurde das letzte „Tafelsilber“, ein mögliches zukünftiges Gewerbegebiet in der Roßschläg, das Musau noch besitzt und das dauerhaft Einnahmen bringen würde, an das Baubezirksamt Reutte zu verkaufen. Durch solche „Aktionen“ wird Musau weiterhin eine Bettelgemeinde bleiben, wie Bürgermeister Wachter die eigene Gemeinde bezeichnet.
Die Zukunft sieht also derzeit nicht unbedingt rosarot aus. Aufwachen, mitarbeiten, mitgestalten, unterschiedliche Meinungen zulassen sind Ansatzpunkte, deren Wahl in der Gemeindestube schon längst eine gute gewesen wäre. Lassen wir uns einmal überraschen, was so alles in Musau weiterhin passieren wird.

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