So war es früher - Ausgabe Reutte (KW 15-24)

Schmugglerpech im Tannheimer Tal. „Der noch nicht 20-jährige Senner Josef La. aus Zöblen wollte am 19. April nächtlicherweile einen Rucksack voll Tabak und Feigenkaffee nach Bayern schmuggeln. Ein Grenzaufseher bemerkte ihn und rief ihm sein „Halt!“ zu. Der Bursche überquerte aber, vom Aufseher verfolgt, rasch die breite Straße, die von Schattwald nach Sonthofen führt, kehrte jedoch auf der jenseitigen Straßenböschung wieder um und schlug mit dem Bergstock auf seinen Verfolger, der dadurch leicht verletzt wurde. Der Bursche ließ seinen Hut und Rucksack zurück und entfloh. Der Grenzwache gelang es aber, den Schmuggler auf seiner Alm ausfindig zu machen, und führte ihn nach Sonthofen, wo er zunächst den hintangehaltenen Zoll erlegte und dann eingesperrt wurde. Er brach aber aus und floh wieder auf seine Alm, wo bereits die telephonisch verständigte Wache wartete, als er bei einer Dachlucke in die Hütte einstieg. Die Grenzwache nahm zu seiner Verfolgung den gleichen Weg; indessen hatte der Bursche aber schon durchs Fenster das Weite gesucht und erst später gelang seine Festnahme.
Er hatte sich nun beim Landesgerichte Innsbruck wegen öffentlicher Gewalttätigkeit, begangen durch gewalttätigen Widerstand zur Verhinderung seiner Festnahme zu verantworten und blieb bei der Aussage, daß er nicht gesehen habe, daß er einem Grenzaufseher gegenüber stehe. Auf die Frage, wen er denn vor sich zu haben meinte, antwortete er, er habe geglaubt, es sei sein Todfeind. La. wurde zu vier Monaten schweren Kerkers mit einem Fasttag monatlich verurteilt.“

(Innsbrucker Nachrichten, 14.9.1908) Peter Linser