Gasthaus „Zum guten Tropfen“. „Im hintersten Lechtal liegt das weltabgeschiedene Bergdorf Kaisers, welches von Landeck aus zu Fuß eine gute Tagreise entfernt ist. 1739 erklärt sich eine Abordnung der Kaiserer in Pettneu vor dem Landecker Pfleger vertraglich bereit, für einen Seelsorger die Wohnung und das Holz zu beschaffen. Schon damals erfolgt die Erhebung Kaisers zu einer Filialkaplanei. Beim Brand von 1851 wird das ganze Pfarrhaus samt der neu errichteten Gaststätte ein Raub der Flammen. 1826 hat das Wirtshaus noch nicht bestanden, wie aus einer Reisebeschreibung hervorgeht. Die Geistlichen sind meist Ordensleute und klagen oft über ein zu geringes Gehalt. Der Wechsel von Seelsorgern ist besonders häufig. So gibt es im Durchschnitt alle fünf Jahre einen neuen Kuraten. Seit dem Aufkommen des Alpinismus ist der Ortsgeistliche zugleich „Seelenhirt“ und „Seelenwirt“. Der Herr Hochwürden steht am Zapfhahn und kümmert sich um das leibliche Wohl. Der Pfarrhof bietet damals den Bergsteigern die einzige Möglichkeit zur Unterkunft, weil sich die Bauern im Sommer zehn Wochen lang mit der ganzen Familie auf ihren Hochmähdern aufhalten. Noch bis zum Jahr 1938 besteht in Kaisers die Widumsherberge mt Gastwirtschaft. Der letzte in Kaisers wirkende eigene Pfarrer Perkhofer verlässt 1956 nach 33 Jahren die Gemeinde. Das Ende des Ausschankbetriebes im Widumsgebäude lässt sich mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zeitlich genau bestimmen. Über dem Eingang des geistlichen Gasthauses „Zum gutenTropfen“ kann der damalige Gast folgenden Spruch lesen: „Hier der Wirt ein Seelenhirt, für Leib und Seel‘ besorgt sein wird.“ Das baufällige alte Pfarrhaus dient seit Mitte der 1950er Jahre als Volksschule und wird im Jahr 1986 von Privatpersonen gekauft.“ (Quelle: Jäger: Kleinhäusler, Schellenschmiede, Früchtehändler, Pfarrwirte, 2005)
Peter Linser