Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher - Ausgabe Reutte (KW48/23)

28. November 2023 | von Peter Linser
So war es früher - Ausgabe Reutte (KW48/23)
Martinau in den 1940er Jahren.
ZEITGESCHICHTE: Wie gut, dass viele Zeigenossen mit Nachrichten auch aus der jüngeren Vergangenheit achtsam umgehen und sie bewahren. Der Übermittler Helmut Schlichtherle hat folgende Notizen von seiner Tante Gitta Ginther, einer Nachfahrin des damaligen Hausbesitzers Andreas Spieß (18..-1948) erhalten. Dieser hatte mit seiner Gattin Mathilda sechs Kinder. Die Tochter Katharina starb 16-jährig, von den fünf Buben wanderte Engelbert nach Paraguay aus.
Bei einem Kasteneinbau im Haus Martinau Nr. 4 entdeckte dieser auf zwei Getäfelbrettern eine Nachricht in Kurrentschrift. Er baute mit dem Tischler Hans Tschöll vom 14.1. - 28.2.1915 ein Zimmergetäfel um 85 Kronen ein (1 Krone = 100 Heller = ca. 2 Euro). Das Haus war 1903 neu erbaut worden, denn am 26.3.1903 „ist das ganze Dörfl in einer Stunde in Asche gelegen“. Nur das Haus Nr. 2 blieb unversehrt. Eine Sammlung für die Abbrändler erbrachte 16.000 Kronen. „Auch ist Krieg in allen Ecken und Enden. Es herrscht große Teuerung. Ein Sack Mehl mit 75 kg kostet ca. 75 Kronen (Anm.: wohl 75 Heller) und ist trotzdem schwer zu bekommen. Alle Lebensmittel sind furchtbar teuer. ... Eingerückt sind von Martinau 3 Mann, von Elmen 40 und von Vorderhornbach auch 40. Davon sind bis jetzt schon 6 Mann gefallen. Am 14.6.1910 wurde das ganze obere Feld (Au) überschwemmt und die Lechbrücke weggerissen. In den Häusern Nr. 1, 2, 3 mussten alle Leute mit Sack und Pack und Vieh ins ‘untere Dörfl‘ ausziehen. Das Haus Nr. 2 (Leopold Ennemoser) stand einen halben Meter im Wasser.“ Ein zweites Hochwasser am 22.4.1912 richtete weniger Schaden an.
1915: 63 Einwohner, 18 Schulkinder, Lehrer Josef Laugus; 93 Stück Vieh, ca. 14.000 Kronen Gemeindegeld. Die Preise in der damaligen Notzeit: 1 kg Zucker 90 h (Heller), 1 kg Feigenkaffee 96 h, 1 kg Suppengerste 60 h, 1 kg Fisolen 60 h, 1 kg Bohnenkaffee 4 Kronen (Kr), 1 kg Reis 65 h, 1 l Bier 44 h, 1 l Wein 96 h, 1 l Schnaps „über die Gasse“ 2 Kr, „der Budl“ 16 h, 1 l Milch „beim Senn“ 14 h, 1 kg Butter 3 Kr, 1 kg Schmalz 4 Kr.
1 kg Schafwolle 3 Kr 80 h, 1 kg Rindfleisch 1 Kr 60 h, eine „mittlere“ Kuh 400 Kr, ein Zuchtkalb (14 Tage alt) 50-60 Kr, ein Ei 22-24 h, Weißbrot „der Stengl mit 4 Ballen, der Ballen so groß wie ein Hennenei“ 20 h, Taglohn Arbeiter 4 Kr, Wochenlohn Geselle 8 Kr, Taglohn Meister 6 Kr, Monatslohn Magd 20-24 Kr, Schlusssatz: „1915 am 14. Februar, Faschingsmontag, sehr traurig.“

Peter Linser

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