„Po Po Poetry-Slam Oida“. Elegant wie ein kleines Pony leitete Moderator Martin Fritz das Publikum durch den Abend, drohte allerdings scherzhaft Gewalt bei Überziehung der Redezeit an. Nicht mehr als 37,5 Prozent der Silben durften gesungen werden, Verkleidungen und Pyrotechnik waren ebenfalls nicht erlaubt. Jeder Teilnehmer beziehungsweise jedes Team musste zwei Runden in den Poetry-Ring steigen. Moderator Fritz startete außer Konkurrenz in eine Welt, die unserer bis ins letzte Detail detailgetreu gleicht, nur dass die Saurier den Laden, in dem es auch eine vegane Option gibt und die Nationalhymne „Hungry Eyes“ ist, wieder übernommen haben. „We are so back“. Er mahnte die Jury, noch einmal herzlich und menschlich zu sein, das war aufgrund der Qualität der Beiträge aber gar nicht nötig. Der Kampf um die Telfer Glocke ging los.
FEUERWERKSKÖRPER UND WELTUNTERGANG. Ein Feuerwerk zum Jahreswechsel in Madeira war Kathi Bachers Aufhänger zur Selbstreflexion. „Ich habe dieses Jahr viel Neues ausprobiert und passe nicht mehr in meine eigene Geschichte – kein Vorsatz, keine Erwartungen.“ Auch Rumo Wehrli aus der Schweiz kämpfte mit sich und seinen Gefühlen, als er beschrieb was wäre, wenn morgen die Welt unterginge. Apokalyptische Szenen spielten sich ab. „Ich finde die Welt psychisch extrem anstrengend. Die Schlinge zieht sich enger um die Innereien.“ Auch mit seiner Stimme haderte er: „Liebe Stimme, ich weiß, wir sind nicht auf dem selben Fuß aufgestanden. Aber was ist schon eine Stimme, wenn die Farbe nicht rosa und der Ton nicht queer sein darf?“ Die ruhigen sanften Stimmen der ersten zwei Slammer wurden abgelöst durch „Mal was Anderes“. Das Duo spielte sich die Zeilen geschickt zu. Sie tanzten, werkten, rissen die Arme in die Höhe, stürmten die Bühne, und am Ende konnten sie sowohl die Glocke als auch den vom Publikum befüllten Slambeutel mit nach Hause nehmen.
„KÖRPER SIND SPEKTREN, AN MANCHEN IST SPECK DRAN.“ Die einzige Wiederholungstäterin beim Telfer Poetry Slam war „Katrin ohne H“. Sie hat schon eine eigene Fangemeinde aufgebaut. Ihr für den Erotik Slam geschriebener Text veranlasste sogar den Moderator dazu, sich angeheizt die Weste auszuziehen. Sogar Formulare waren bei ihr sexy. Sehr oft wurde die Top-Punktzahl, fünf Punkte, gezückt – für die Teilnehmer und die Veranstaltung insgesamt.
Nach jedem Teilnehmer wurde auf dem Flipchart abgerechnet. RS-Foto: Hötzel
„Unangenehm, aber nicht völlig abwegig“ – Rumo Wehrli aus der Schweiz fragte sich panisch was wäre, wenn morgen die Welt unterginge. RS-Foto: Hötzel