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Druck auf die „Säule Bauwirtschaft“ steigt

Das Tiroler Netto-Baubudget geht heuer nominell um 2,4 Prozent zurück - Insbesondere Wohnbau braucht Impulse

Die Bauwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahres stets als stabile Stütze der heimischen Wirtschaft erwiesen. Zuletzt ist der Druck auf die Betriebe des Baugewerbes und der Bauindustrie allerdings deutlich gestiegen. Das zeigen auch die Ergebnisse der „Tiroler Bauvorschau 2024“, die am Montag vergangener Woche in der Tiroler Wirtschaftskammer von WK-Vizepräsident Anton Rieder, Wirtschaftslandesrat Mario Gerber und Landesbaudirektor Christian Molzer vorgestellt wurden.
2. April 2024 | von Gebi G. Schnöll
Druck auf die „Säule Bauwirtschaft“ steigt
Landesbaudirektor Christian Molzer, WK-Vizepräsident Anton Rieder und Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (v.l.) präsentierten die Ergebnisse der „Bauvorschau 2024“. Foto: Die Fotografen
„Real ist das Netto-Baubudget in Tirol bereits in den vergangenen zwei Jahren gesunken, heuer werden wir aller Voraussicht nach ebenfalls ein nominelles Minus verzeichnen. Für 2024 werden derzeit 2,31 Milliarden Euro prognostiziert – das sind um 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr“, berichtet Anton Rieder als Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes.Während sich der Tiefbau (+4,7 Prozent) nicht zuletzt aufgrund großer Projekte wie dem Brennerbasis-Tunnel noch relativ gut entwickelt, gibt es im Hochbau (-9,1 Prozent) deutliche Rückgänge was die klassischen bauwirksamen Leistungen betrifft. Besonders im Wohnbaubereich (-19,7 Prozent) ist das Minus drastisch. Das schlägt sich naturgemäß auf die Stimmung in der Branche nieder.  Ein Indikator dafür ist der Tiroler Baubranchen-Index, der das Stimmungsbild anhand des Schulnoten-Systems widerspiegelt. „Mit einem Wert von 3,09 haben wir im Frühjahr 2024 den bisherigen Tiefpunkt seit Beginn des Monitorings im Jahr 2011 erreicht“, stellt Rieder fest.

NEUE IMPULSE SETZEN. Vor diesem Hintergrund betont der Branchensprecher, dass es rasch neue Impulse braucht, um eine Trendumkehr zu erreichen. Dabei fasst Rieder neben der Forderung nach schnelleren Verfahren drei konkrete Handlungsfelder ins Auge. Erstens soll ein „Masterplan 2040 für die bauliche Infrastrukturentwicklung in Tirol“ für eine längerfristige Planungs- und Budgetsicherheit sorgen. Zweitens braucht es Anpassungen im Bereich Wohnbau und Wohnbauförderung, damit es wieder mehr Menschen möglich wird, Eigentum zu schaffen. Und drittens soll die Rolle der mittelständischen Betriebe wieder verstärkt in den Fokus gerückt werden. „Der Mittelstand hat viele Qualitäten. Er sorgt für ausreichend Wettbewerb, ist regional verankert, sponsert Vereine und unterstützt Kulturinitiativen. Darüberhinaus steht er volkswirtschaftlich für eine ausgewogenere Vermögens- und Risikoverteilung. Wir sollten alles daran setzen, den Mittelstand dabei zu unterstützen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern, damit uns die Qualitäten erhalten bleiben“, so Rieder.

LR GERBER: „BAU IST WIRTSCHAFTSMOTOR!“ Die Wichtigkeit des Bau-Bereichs für die gesamte Tiroler Wirtschaft stellt auch Wirtschaftslandesrat Mario Gerber außer Frage: „Der Bau ist ein Wirtschaftsmotor, der sehr, sehr viele Arbeitsplätze absichert und eine große Wertschöpfung erzielt. Wir schauen uns im Wirtschaftsressort sehr genau an, mit welchen Maßnahmen wir die Bauaktivitäten im Land sinnvoll und nachhaltig unterstützen können.“ Dabei verweist der Landesrat unter anderem auf zusätzliche Initiativen im Wohnbaubereich. „2023 haben wir 101 Millionen Euro aus der Wohnbauförderung für mehr als 20.800 Sanierungen zugesichert. Das waren insgesamt 9.000 Anträge mehr als im Jahr 2022. Außerdem haben wir im Vorjahr 185 Millionen Euro aus der Wohnbauförderung für finanzielle Zuschüsse für neu errichtete Wohnungen zugesichert. Damit kommen wir 2023 auf 286 Millionen an Wohnbauförderungen und damit auf ein Plus von 63 Prozent gegenüber 2022“, rechnet Gerber vor und ergänzt: „Über ein zusätzliches Sonderförderungsprogramm konnten wir weitere 22,4 Millionen ausschütten, was ein sensationelles Investitionsvolumen von 450 Millionen Euro ausgelöst hat. Das alles sind wichtige Impulse, um die heimische Bauwirtschaft auch in schwierigen Zeiten abzuholen.“ Einen Lichtblick sieht Landesrat Mario Gerber in diesem Zusammenhang in der zu Ende gehenden Wintersaison. „Das Wintergeschäft ist durchaus gut verlaufen. Ich höre von vielen Seilbahn- und Tourismusbetrieben, dass sie auch dieses Jahr wieder kräftig investieren wollen. Das stimmt mich positiv, dass der Tourismus seinen Teil dazu beitragen kann, dass die Bauwirtschaft neuen Schwung bekommt.“

LAND TIROL IST STABILER PARTNER DER BAUWIRTSCHAFT. Dass auch das Land Tirol ein essenzieller Auftraggeber für die Betriebe der Tiroler Bauindustrie und des Baugewerbes ist, betont unterdessen Landesbaudirektor Christian Molzer. „Die aktuelle Situation ist nicht nur für die ausführenden Betriebe schwierig, sondern auch für die Bauherren. Aber von unserer Seite gibt es die klare Botschaft, dass wir weiterhin ein verlässlicher und stabiler Partner sein werden.“ Die Schwerpunkte werden dabei vornehmlich in die Sanierung und Instandhaltung unserer Infrastruktur gelegt. Aber auch neue Projekte werden angegangen. Als Beispiel nennt der Landesbaudirektor etwa das Fernpasspaket. „Mit den jüngst getroffenen Entscheidungen wurden die Weichen dafür gestellt, dass diese wichtige Straßenverbindung auch in Zukunft sicher ihren Dienst tun kann“, so Molzer.

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