So war es früher – Ausgabe Telfs (06-24)

Wenn in früheren Jahrhunderten in den Tiroler Dörfern Fasnachten stattfanden, hielt es niemand für nötig, etwas darüber aufzuschreiben. Maskenläufe werden, wenn überhaupt, zufällig und oft in ganz anderen Zusammenhängen erwähnt. So ist es auch bei der bisher ältesten konkreten Nennung der Telfer Fasnacht. Im Februar 1605 wurde am Landgericht Hörtenberg-Telfs ein Protokoll über eine handgreifliche Auseinandersetzung verfasst. Laut dem Schriftstück, das Wolfgang Humer im Tiroler Landesarchiv entdeckt hat, attackierte damals der Maurermeister Matthias Föderl seinen Berufskollegen Hans Porta mit Schlägen, weil dieser ihn beim Auftrag zur Errichtung einer Mauer unterboten hatte. Der für die Geschichte des Telfer Schleicherlaufens interessante Satz lautet, dass Hans Porta angegriffen wurde „als er an fasnacht erchtag hinab zum spill dennen ganngen, dem tannz zuesehen wellen“ (in heutigem Deutsch: „…als er am Fasnacht-Dienstag hinab zur Spieltenne ging, (und) dem Tanz zusehen wollte“). Wir erfahren also nicht nur, dass an diesem Tag in Telfs eine Fasnacht im Gang war, sondern auch, dass dabei eine Aufführung, ein „Tanz“, zu sehen war. Etwa bereits der Kroas-Tanz der Schleicher? Doch das ist Spekulation... Die Originalnotiz im Gerichtsprotokoll ist oben abgebildet, rot unterstrichen das Wort „Fasnacht“.

Eine andere interessante frühe Erwähnung der Fasnacht stammt aus dem Jahr 1631. Über sie berichtete der Volkskundler Friedrich Haider. Wieder ist die Quelle ein Gerichtsprotokoll. In der Niederschrift geht es um die Bestrafung von zwei Dutzend Personen, die damals trotz Verbot an einem Maskenlauf teilnahmen. Das Bemerkenswerte dabei: Die Verurteilten sind in der Mehrzahl Frauen! Das lässt die Behauptung, es sei „uralte Tradition“, dass an der Telfer Fasnacht nur Männer teilnehmen dürfen, ziemlich fragwürdig erscheinen…