Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Telfs (KW 09/24)

27. Feber 2024 | von Stefan Dietrich
So war es früher – Ausgabe Telfs (KW 09/24)
Vom „Schwöbenhaus“ ­ im Telfer Obermarkt – auch „Ritterburg“ genannt – war in dieser Serie schon die Rede. Der riesige, verwinkelte Bau gehörte zu den ältesten Häusern von Telfs und wurde 1919 abgerissen. Erst entstand an dieser Stelle die Rimml-Säge, dann in den 1970ern die Rimml-Passage. Das Foto, das uns Reinelde Marthe zur Verfügung gestellt hat, wurde kurz vor dem Abbruch aufgenommen. Da der noch existierende Rösslwirt und das Gredler-Haus zu sehen sind, macht es gut deutlich, wo das dominante Gebäude stand.

Das „Schwöbenhaus“ ist auch in die Literatur eingegangen. Die 1911 erschienene Kurzgeschichte „Die Hoffnung der Mutter“ von Karl Schönherr handelt von einer Bewohnerin des kuriosen Bauwerks. Sie und ihre Behausung werden vom Dichter so in die Erzählung eingeführt: „In meiner Tiroler Sommerfrische lebt in einer elenden Schaluppe, man nennt sie dort spottweise die Ritterburg, die Kobesin, mit ihrem Sohn, dem Kobes.“ Die Kobesin, so erfährt man, ist hundert Jahre alt, „abge-rackert, spindeldürr, mumienartig und eingeschrumpft“. Doch bringt ihr Schönherr großen Respekt entgegen. Er berichtet, dass sie noch immer aufrecht geht und ohne Brille und Stock auskommt. An einem kalten Herbstmorgen begegnete er ihr, wie sie auf der bloßen Erde knieend in ihrem kleinen Acker arbeitete. Der eigentliche Inhalt der Geschichte ist aber, wie rührend sich die steinalte Kobesin noch immer um ihren inzwischen siebzig-jährigen Sohn kümmert. „Wo ist der Bue?“ – mit dieser Frage forscht sie regelmäßig in den Telfer Gasthäusern nach dem Sprössling, wenn er abends nicht rechtzeitig in die „Ritterburg“ heimkommt. Die Erzählung schließt mit der hoffnungsvollen Gewissheit der hundertjährigen Mutter: „Der Bue wird schon werden! Bis er nur einmal richtig in die Jahre kommt, der wird schon, der wird schon!“

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