Vor 70 Jahren, im Jänner 1954, schreiben die „Tiroler Nachrichten“, dass sich das kleine Polling wohl das „gesündeste Dorf Tirols“ nennen darf. Als Begründung heißt es: „Denn in wenigen Tiroler Orten wird man so viele alte Leute finden, die körperlich und geistig voll auf der Höhe sind und den Arzt nicht viel verdienen lassen.“ Dann werden folgende Pollinger Seniorinnen und Senioren samt Altersangabe aufgelistet: Leo Parigger (88), Katharina Ruetz (87), Katharina Daum (87), Kassian Schuler (85), Heinrich Schönsleben (84), Alois Glatz (84), Anna Parigger (83), Maria Kreuzer (81), Johanna Erhart (80), Betty Glatz (77), Maria Heidegger (76), Notburga Lindenthaler (75), Norbert Rettmeyer (74), Maria Rettmeyer (74), Judith Daum (74), Antonia Schönsleben (73), Agnes Markt (73), Anton Mall (73), Rudolf Daum (71) und Rochus Lederle (71). Tatsächlich ist diese Liste für das Dorf mit seinen 300 Einwohnern und die damalige Zeit beeindruckend! Über mehrere der Genannten hat Josef Wellscheller in seiner umfangreichen Sammlung zur Geschichte von Polling Daten zusammengetragen. So etwa über Maria Kreuzer (Bild), die 1960 nach einem bewegten Leben 87-jährig starb. Sie war eine Schwester des Künstlers Prof. Andreas Einberger und wurde in Voldöpp bei Kramsach geboren. 1897 heiratete sie den Pollinger Bauern Albert Kreuzer. Ihr Ehemann starb bereits 1913. Danach lebte sie 47 Jahre lang als Witwe. Mit großer Tatkraft und Fleiß bewirtschaftete sie den Hof und zog die Kinder auf. Es ist überliefert, dass sie während des Ersten Weltkriegs sogar interimistisch Bürgermeisterin von Polling war. Eine Frau als Gemeindechef war damals eine absolute Ausnahmeerscheinung – und wahrscheinlich einzigartig in ganz Tirol!