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Ökoregion Kühtai-Hochoetz

9. Juli 2019 | von Nina Zacke
Ökoregion Kühtai-Hochoetz
Gerd Estermann präsentiert Ideen zur touristischen Belebung der Region mit ökologischem Mehrwert. RS-Foto: Dorn

Dritte Beiratssitzung zu nachhaltigem Tourismus


Ganz im Zeichen eines ökologisch vertretbaren Tourismus stand die dritte Sitzung des „Beirats Zukunft“, bei der auch diesmal wieder über mögliche Zukunftsszenarien der Region Oetz, Silz und Haiming diskutiert wurde. Bei gleich drei Vorträgen wurde dabei eine Vielzahl an Ideen eingebracht, die mit vielen positiven Rückmeldungen quittiert wurden. Die nächsten beiden Sitzungen werden sich dagegen wieder mit dem höchst umstrittenen Skigebietszusammenschluss befassen. Ob danach die ursprüngliche Zielsetzung des Beirats – nämlich die Auseinandersetzung mit der nachhaltigen und naturverträglichen Zukunft der Region – noch weiterhin verfolgt werden wird, bleibt abzuwarten.


Von Agnes Dorn

Durchaus positive Reaktionen erntete zunächst der Vortrag von Gastredner Peter Brandauer, der als ÖVP-Bürgermeister von Werfenweng  von seinen Erfahrungen eines nachhaltigen Tourismus berichtete. Was vor einem Vierteljahrhundert vor allem von den Touristikern der Salzburger Gemeinde aus der Not heraus geboren wurde, hat sich inzwischen zu einem echten Erfolgsrezept für die Gemeinde und die gesamte Region entwickelt. Nachdem die Gästenächtigungen immer weiter zurückgingen, hatte sich die Gemeinde Werfenweng im Jahr 1994 für das Modellprojekt „Sanfte Mobilität – autofreier Tourismus“ entschieden, das heute in vielschichtiger Weise von der Gemeinde umgesetzt und weitergeführt wird. Der Knackpunkt des Erfolgskonzepts liegt wohl einerseits darin, dass der autofreie Urlaub nicht als Zwang verstanden wird, sondern als Möglichkeit und andererseits darin, dass dieser dank der „Mobilitätsgarantie“ nicht als Manko erlebt werden muss. Wer nach Werfenweng autofrei anreist oder seinen Autoschlüssel gleich nach der Ankunft im Gemeindeamt abgibt, der genießt zahlreiche Vorteile im touristischen Angebot und kann vor allem kostenlos auf ein umfassendes Netz an Fortbewegungsmitteln zurückgreifen.



Parallelen

„Wir haben das Sekundärangebot Mobilität zum Hauptthema gemacht und sprechen damit unterschiedliche Zielgruppen an“, erklärt Brandauer den Erfolg des Nischenprodukts. Denn sowohl der Gast, der das ganze Jahr mit dem Auto unterwegs ist und zumindest im Urlaub darauf verzichten will, als auch derjenige Gast, der bei der Mobilität ohnehin eingeschränkt ist (wie viele Urlauber aus Städten) oder der klassische Ökotourist werden vom Angebot, das Werfenweng bietet, angesprochen. Jeder vierte Gast, so Brandauer, kommt inzwischen wegen des autofreien Tourismusprojekts. Der 50 Jahre lang immer wieder anvisierte Skigebietszusammenschluss von Werfenweng mit St. Martin ist inzwischen kein Thema mehr, bemerkt der Langzeitbürgermeister nebenbei. Die Gesamtkosten für das Projekt, das inzwischen zu einer Kooperation mit 25 anderen Gemeinden geführt hat, beliefen sich übrigens insgesamt auf rund 300.000 Euro, wie Brandauer auf Nachfrage des Oetzer Bürgermeisters Hansjörg Falkner bekanntgab.



Ökoregion

Nach der Präsentation des Pilotprojekts kamen bei der Beiratssitzung gleich beide Sprecher der Bürgerinitiativen „Nein zur Zerstörung von Feldringer Böden und Schafjoch“ und „Lebenswertes Ötz“ zu Wort, die beide gleichermaßen einige Ideen für die Region Hochötz-Kühtai mit im Gepäck hatten. Für Gerd Estermann steht dabei vor allem die Schaffung einer Öko-Region im Vordergrund, die als solche vermarktet werden soll. Dabei schwebt ihm zum Beispiel ein Öko-Label für Skigebiete vor, das erstmals verliehen werden könnte. In eine ähnliche Kerbe schlug auch sein Vorredner Bernhard Stecher, der ein 10000 Quadratmeter umfassendes Photovoltaik-Projekt für die Region ins Auge fasst, das auch private Hausdächer mit einschließen sollte. „Nur mit einem radikalen Wechsel funktioniert das. Wir müssen sagen: Wir wollen eine Ökoregion werden und ziehen das von vorne bis hinten durch. ,Ganz oder gar nicht‘ muss die Devise lauten und das heißt ohne Zusammenschluss“, zeigt sich Estermann keineswegs kompromissbereit mit einer abgeschwächten Form des Skigebietszusammenschlusses.



Nachhaltige Projekte

 Die beiden ebenfalls anwesenden Betriebsleiter der Bergbahnen Hochoetz und Kühtai betonten indes, dass es bereits bisher zahlreiche Bestrebungen hinsichtlich eines nachhaltigeren Tourismus gegeben hat und gibt. „Jedes Projekt seit 2011 ist auf Photovoltaik geprüft worden“, so Mathias Speckle. Das Bergrestaurant von Hochoetz brauche beispielsweise seit der Nutzung der Getriebeabwärme nur mehr zwei Drittel des Heizöls trotz der acht- bis 15-fach höheren Kubatur des Gebäudes. Und in Kühtai würde man durch den Anschluss von 98 Prozent der Betriebe an das Hackschnitzelheizwerk eine Million Liter Heizöl sparen, ergänzt sein Kollege Willi Mareiler. Dass die Ideen der Referenten sehr wohl auf offene Ohren trafen, gab der Oetzer Dorfchef zu verstehen: „Alle drei Vorträge waren hochinteressant. Die Ansätze passen zu 100 Prozent. Ein Umdenken ist bereits gegeben.“ Doch gab er zu bedenken: „Gerade beim Naturpark bietet man ja schon relativ viel an, aber man tut sich extrem schwer. Ein kleiner Kreis nimmt das Angebot an und da kommt man schwer raus. Der Gast will die Vielfalt.“ Dass das Thema Skigebietszusammenschluss immer wieder zur Hintertür hereingereicht wurde und sich die Teilnehmer der nächsten beiden Sitzungen am 23. Juli und am 28. August intensiv damit befassen werden, stieß zumindest einigen der Kritikern sauer auf. Stecher hatte zum Schluss dagegen noch einen interessanten Vorschlag, der wohl dazu geeignet wäre, die beiden Fronten – sollten sie sich demnächst wieder weiter weg voneinander bewegen – wieder versöhnlicher zu stimmen: „Die Touristiker könnten doch Vorschläge bringen zu einem nachhaltigen Tourismus“ – wohl so wie sie das in Werfenweng vor 25 Jahren auch gemacht haben. Ideen könnte man übrigens auch im Forum der Homepage www.beirat-zukunft.at einbringen, das bisher nur über zwei Einträge verfügt.

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